Prozessrisiko der FTSE-100-Unternehmen


Risk Management: Fast 90 Prozent der 100 größten und umsatzstärksten britischen Unternehmen seien prozessanfällig
Unternehmen aus dem Energie-, Reise- und Pharmasektor tragen das höchste Risiko

(07.09.10) - 88 Prozent der sogenannten Financial Times Stock Exchange (FTSE) 100 Unternehmen - die 100 größten und umsatzstärksten Unternehmen an der Londoner Börse - gelten aufgrund verschiedener Faktoren als anfällig für Rechtsstreitigkeiten: Entweder, weil sie bereits mehrfach in Prozesse verwickelt waren, weil ihr Geschäftsfeld zu einer prozessfreudigen Branche gehört oder/und weil sie direkten Kundenverkehr haben.

Dies ist das Ergebnis einer Untersuchung von ZyLAB. Zudem hat ZyLAB festgestellt, dass fast ein Viertel der besagten Unternehmen (24 Prozent) sogar einem hohen Prozessrisiko unterliegen, insbesondere solche aus dem Energie-, Reise- oder Pharmasektor.

Im Rahmen der Untersuchung wurden alle der FTSE 100 Unternehmen hinsichtlich der zehn wichtigsten Risikofaktoren geprüft. Dabei handelt es sich um einen Mix aus branchen- und unternehmensspezifischen Aspekten, die bekannt dafür sind, dass sie das Prozessrisiko erhöhen. Anschließend erhielt jedes Unternehmen eine Bewertung auf einer Skala von eins bis zehn.

Wichtigste Gründe für eine solche Risikobewertung und die Ergreifung entsprechender Maßnahmen sind die Vermeidung von Gerichtskosten und Gebührenrechnungen, die z. B. Unternehmen wie Siemens in der Vergangenheit £ 850 Millionen (Quelle: Forbes) gekostet haben - nur um zu verhindern, dass festgestellt wird, ob tatsächlich gegen Antikorruptionsregeln verstoßen wurde.

Ergebnisse der Untersuchung im Einzelnen:

>>Energieversorgung ist ein riskantes Geschäft
FTSE 100 Unternehmen aus der Energiebranche erhielten die höchsten Risikobewertungen, im Schnitt liegen sie bei 7,75 von 10, dicht gefolgt von der Reisebranche (7,5) und dem Pharmasektor (7,5). Dies liegt zum Teil am erhöhten Risiko durch Verbraucher-Dienstleistungen und -Produkte sowie durch die Aktivitäten in umweltsensitiven Bereichen.

Der Fall von BP, der wegen der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko auf Zahlung von £ 3 Milliarden verklagt wurde, veranschaulicht dies bestens. Auch Finanzdienstleister rangieren weit oben auf der Skala (7), zurückzuführen auf die in Folge der Bankenkrise rascheren Marktbewegungen und strengen Regulierungen.

>> FTSE 100 Unternehmen sind "streitlustig"
Fast zwei Drittel (62 Prozent) der FTSE 100 Unternehmen wurden bereits einmal verklagt oder haben selbst einen juristischen Vorgang angestoßen. Berücksichtigt man zusätzlich, dass 65 Prozent der untersuchten Unternehmen über Niederlassungen in den USA verfügen und 88 Prozent davon weltweit agieren, dann könnte die Neigung zur Klage aufgrund der komplexen Anforderungen des internationalen Rechts weiter zunehmen.

>> Komplexe Kanäle führen zu Verwirrung
Bei 92 Prozent der FTSE 100 Unternehmen wurde festgestellt, dass sie verschiedene Informationskanäle nutzen wie z. B. Twitter, E-Mail und Papier. Hinzu kommt die wachsende Verbreitung nicht durchsuchbarer Multimediaplattformen wie YouTube, sowie von Technologien, die Daten aus der Organisation herausholen, wie Cloud Computing. Das kann Unternehmen vor ein enormes Problem stellen, sollten sie dazu aufgefordert sein, Informationen und Detailangaben im Rahmen rechtlicher Vorschriften zu liefern.

Lesen Sie zum Thema "Cloud Computing" auch: SaaS-Magazin.de (www.saasmagazin.de)

Ronald Van Vuure, Director bei ZyLAB, kommentierte: "Es ist erschreckend zu sehen, wie viele der FTSE 100 Unternehmen juristisch angreifbar sind. Sie haben derzeit genug mit der aktuellen Rezession zu kämpfen. Das letzte, was sie jetzt gebrauchen können, ist ein Prozess, auf den sie nicht vorbereitet sind."

Weitere Ergebnisse der Untersuchung:

>> Sorgen um den Aktienkurs
Fast ein Viertel (21 Prozent) der FTSE 100 Unternehmen haben einen niedrigeren Aktienwert als noch vor einem Jahr, ein Indikator für den erhöhten Druck seitens der Aktionäre, die finanzielle Position des Unternehmens zu verbessern. Der gestiegene Finanzdruck könnte den Rückschluss zulassen, dass diese FTSE 100 Unternehmen gewillter sind, den Rechtsweg zu beschreiten, und das auch in Fällen, die sich vielleicht einfacher lösen ließen. So stellte der Fulbright Litigation Trends Report von 2009 fest, dass "Auswirkungen vom Finanztief zu den Hauptgründen zählen, zukünftig mit noch mehr Rechtsstreitigkeiten zu rechnen".

>> Wenige Glückliche mit geringem Risiko
Nur 12 Prozent der FTSE 100 Unternehmen erhielten die Einstufung "niedriges Risiko", darunter Immobilien- und Handelsunternehmen. Dennoch könnten auch sie aufgrund von Haushaltskürzungen, die eingeschränkte Umsatzmöglichkeiten zur Folge haben und die Kaufkraft der Verbraucher schwächen, schnell in höhere Risikokategorien rutschen.

Dazu sagte Ronald Van Vuure abschließend: "Unternehmen, die ihre Möglichkeiten der effektiven unternehmensweiten Informationserschließung verbessern, schützen sich gleichzeitig vor teuren Reaktionen auf Offenlegungsaufforderungen. Denn sie sind in der Lage, fristgerecht den gerichtlichen Anfragen nachzukommen und können so Millionen an Rechtsanwaltsgebühren sparen. Im heutigen globalen Geschäftsumfeld ist es einfach unentschuldbar, sein Informationsmanagement zu vernachlässigen." (ZyLAB: ra)



Zylab Distribution: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Studien

  • Lösungsansätze gegen den GenAI-Gender Gap

    Frauen drohen bei Künstlicher Intelligenz (KI), die bis 2030 allein in Deutschland 3 Millionen Jobs verändern könnte, ins Hintertreffen zu geraten. So zeigen aktuelle Zahlen von Coursera, dass lediglich 27 Prozent der Lernenden in Generative-AI (GenAI)-Kursen in Deutschland (102.000 Einschreibungen) weiblich sind. Dies liegt noch unter dem weltweiten Durchschnitt von 32 Prozent und reicht im Ländervergleich gerade für einen Platz in den Top-Ten (Platz 9). Und das, obwohl sich allein auf Coursera im vergangenen Jahr weltweit alle 10 Sekunden jemand in einen GenAI-Kurs einschrieb.

  • Rote Linien für die zukünftige Nutzung von KI

    Laut einer aktuellen Studie von NTT Data droht eine Verantwortungslücke die durch KI möglich gewordenen Fortschritte zu untergraben. Mehr als 80 Prozent der Führungskräfte räumen ein, dass Führungsfähigkeiten, Governance und die Bereitschaft der Mitarbeitenden nicht mit den Fortschritten der KI mithalten können. Das gefährdet Investitionen, Sicherheit und das Vertrauen der Öffentlichkeit.

  • Europas Sanktionslandschaft

    Die Durchsetzung der europaweiten Datenschutz-Gesetzgebung hat einen neuen Höchststand erreicht: Erstmals überschreiten die öffentlich bekannten Bußgelder in Europa die Marke von fünf Milliarden Euro. Seit Inkrafttreten der General Data Protection Regulation (GDPR) im Mai 2018 wurden bis März 2025 insgesamt rund 5,65 Milliarden Euro an Strafen verhängt - ein Plus von 1,17 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr. Diese Rekordsumme spiegelt wider, wie stark sich die europäische Sanktionspraxis in den vergangenen Jahren entwickelt hat.

  • Absicherung unternehmerischer Entscheidungen

    Die zunehmende Regulierungsdichte mit immer neuen Vorschriften erschwert Vorständen und Aufsichtsräten die rechtliche Einschätzung unternehmerischer Entscheidungen und bremst unternehmerisches Handeln. Das Deutsche Aktieninstitut und die Anwaltskanzlei Gleiss Lutz haben die Studie "Absicherung unternehmerischer Entscheidungen - Entscheidungsfindung in unsicheren Zeiten" veröffentlicht.

  • Herausforderung: Datenschutz & geteilte Geräte

    Die Digitalisierung schreitet in der Transport- und Logistikbranche stetig voran und macht Prozesse innerhalb der Lieferkette immer transparenter und damit nachvollziehbarer. So kam die jüngste Studie "Digitale Innovationen: Was die Transport- und Logistikbranche jetzt braucht" von SOTI zu dem Ergebnis, dass sich 80 Prozent (weltweit 78 Prozent) der deutschen Arbeitnehmenden im T&L-Bereich durch die technische Nachverfolgbarkeit von Waren, für die sie im Rahmen ihrer Tätigkeit Verantwortung tragen, sicherer fühlen. Gleichzeitig empfinden jedoch 61 Prozent das Tracking dienstlicher Geräte als Eingriff in ihre Privatsphäre (weltweit 55 Prozent).

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen