Schärfere Regeln bei der Parteienfinanzierung


Intransparente Parteienfinanzierung: Europarat kritisiert fehlenden politischen Willen
Regelung der deutschen Parteienfinanzierung bleibt hinter den europäischen Normen zurück



Transparency International Deutschland e.V. fordert, dass Deutschland das Thema Parteienfinanzierung endlich ernst nimmt. Die Staatengruppe des Europarats gegen Korruption (GRECO) hat im Dezember 2009 zehn Empfehlungen zur Transparenz in der Parteienfinanzierung an Deutschland ausgesprochen. In einem am 04. Juni 2019 veröffentlichten Bericht stellt die GRECO nun fest, dass es seit dem Beschluss vor mehr als neun Jahren in Deutschland "an dem politischen Willen zur Verbesserung des Systems mangelt", so dass die Regelung der Parteienfinanzierung "hinter den europäischen Normen zurückbleibt".

Hartmut Bäumer, Stellvertretender Vorsitzender von Transparency Deutschland, macht deutlich: "Es ist peinlich, dass Deutschland bei der Transparenz der Parteienfinanzierung seit Jahren nichts tut und im internationalen Vergleich abfällt. Für Deutschland ist es ein Armutszeugnis, dass der Europarat Deutschland hier mangelnden politischen Willen attestiert. Für das Vertrauen in unsere Demokratie ist es essentiell, dass die Empfehlungen des Europarats endlich umgesetzt werden und die bisherige offensichtliche Taktik des "Aussitzens" aufgegeben wird."

Transparency Deutschland fordert seit Jahren schärfere Regeln bei der Parteienfinanzierung. Dazu gehört insbesondere die Absenkung der Veröffentlichungsschwelle für Parteispenden auf 2.000 Euro. Sponsoring muss nach den gleichen Regeln wie für Spenden transparent gemacht werden. Zuwendungen an Parteien sollten auf 50.000 Euro pro Spender oder Sponsor, Jahr und Partei gedeckelt werden. Staatliche und kommunale Unternehmen sollten vollständig vom Sponsoring an die Parteien ausgenommen werden.

Hintergrund
Deutschland ist seit dem Jahr 1999 Mitglied der vom Europarat gegründeten Staatengruppe gegen Korruption (GRECO), deren Ziel die Verbesserung der Korruptionsbekämpfung in den Mitgliedstaaten ist. Der aktuelle Bericht zur Umsetzung der GRECO-Empfehlungen von 2009 wurde am 22. März 2019 beschlossen und am 04. Juni 2019 veröffentlicht.

Darin wird konkret festgestellt, dass in Deutschland ein System zur Veröffentlichung von Wahlkampfkonten auf Bundesebene nicht eingeführt wurde (Empfehlung ii); die kritisierte Schwelle von 50.000 Euro für die sofortige Meldung von Spenden an politische Parteien nicht gesenkt wurde (Empfehlung iii); die mangelnde Transparenz bei Spenden an Wahlkandidaten bestehen bleibt (Empfehlung iv); die Finanzierung von politischen Parteien einerseits und Stiftungen und Fraktionen andererseits noch nicht getrennt ist (Empfehlung v); der Grad der Unabhängigkeit bei der externen Prüfung der Jahresabschlüsse der politischen Parteien nicht verbessert wurde (Empfehlung vii); der Überwachungsmechanismus unter dem Präsidenten des Bundestages, der für die Überwachung der Finanzierung der politischen Parteien zuständig ist, immer noch nicht als ausreichend befugt angesehen wird, diese Funktion auszuüben (Empfehlung viii); und die Wirksamkeit der Sanktionen bei Verstößen gegen den Verhaltenskodex der Parlamentarier nicht gewährleistet ist (Empfehlung x).
(Transparency: ra)

eingetragen: 10.06.19
Newsletterlauf: 24.07.19

Transparency International: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Markt / Unternehmen

  • VeR als Taktgeber und Brückenbauer

    Mit mehr als 350 Fachteilnehmenden aus Wirtschaft, Verwaltung, Softwareentwicklung und Politik hat der E-Rechnungs-Gipfel 2025 in Berlin erneut seine Rolle als Leitkongress der deutschen E-Invoicing-Branche unter Beweis gestellt. Im Mittelpunkt der dreitägigen Veranstaltung standen die ersten Erfahrungen mit der verpflichtenden E-Rechnung im B2B-Bereich, der aktuelle Stand der nationalen und europäischen Regulierung sowie der digitale Lückenschluss von der Bestellung bis zur Bezahlung.

  • Falsches Verständnis von Digitalisierung

    Hunderte Menschen aus ganz Deutschland haben auf einen Aufruf von Digitalcourage reagiert und Informationen über die Verkaufsbedingungen des Deutschlandtickets in ihrer Region eingesendet. Daraus hat Digitalcourage jetzt eine Übersicht erstellt, die zeigt, bei welchen Verkehrsunternehmen das Deutschlandticket möglichst datenschutzfreundlich und ohne App-Zwang erhältlich ist.

  • Lieferkettendaten bereitstellen

    Das auf Lieferkettentransparenz und Nachhaltigkeit spezialisierte Technologieunternehmen Sedex ist ab sofort offizieller Software- und Tool-Partner der Global Reporting Initiative (GRI). Die Auszeichnung bestätigt, dass die Lösungen und Datenmodelle von Sedex Lieferkettendaten bereitstellen, die nach dem international anerkannten GRI-Standards ausgerichtet sind - dem weltweit führenden Rahmenwerk für Nachhaltigkeitsberichterstattung.

  • Aufsichtsbehördliches Trauerspiel

    Die Deutsche Vereinigung für Datenschutz e.V. (DVD) begrüßt den Beschluss der Datenschutzkonferenz (DSK) vom 16.06.2025, in dem diese Position bezieht zu der weit verbreiteten Praxis, dass sich über Terminvereinbarungen mit Heilberufen deren Dienstleister illegal hochsensible Gesundheitsdaten beschaffen.

  • Grundrechte-Check in der Gesetzgebung

    Am Montag, den 08. September 2025, findet in Kiel die Datenschutz-Sommerakademie zum Thema "Im Alarmmodus: Sicherheit und Datenschutz?" statt. Expertinnen und Experten aus dem Bundesgebiet werden die aktuellen Entwicklungen im Datenschutz diskutieren. Aktuell schnu?rt die Politik neue Sicherheitspakete in Bund und Ländern. Es geht darin auch um zusätzliche Befugnisse zur Überwachung, beispielsweise auf Basis von biometrischer Gesichtserkennung oder verbunden mit dem Einsatz von ku?nstlicher Intelligenz. Das Verhältnis zwischen Sicherheit und Freiheit gehört zu den klassischen Grundthemen des Datenschutzes. Das Bundesverfassungsgericht und der Europäische Gerichtshof zeigen in ihren Entscheidungen immer wieder Grenzen auf, wenn der Eingriff in die Grundrechte und Grundfreiheiten überhandnimmt.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen