Nokia - eine Subventions-Heuschrecke?
Der Fall Nokia zeigt, wie sehr es der Wirtschaft an moralischen Wertvorstellungen fehlt - Für viele Unternehmen ist nicht nur der Mitarbeiter ein finanzielles Problem, sondern gar schon der Kunde
Es ist eine Mähr zu glauben, dass Vorstand und Aufsichtsrat von börsennotierten Unternehmen irgendein Gefühl für die Qualität ihrer Mitarbeiter aufbringen
Von Rainer Annuscheit
(18.01.08) – Die geplante Schließung des Nokia-Werkes in Bochum erhitzt die Gemüter. Die Politik ist erbost, weil sie merkt, dass sie ausgenutzt wurde, die Gewerkschaften sind verbittert ob ihrer Hilflosigkeit. Die Nokia-Mitarbeiter verstehen die Welt nicht mehr, haben sie doch ernsthaft daran geglaubt, dass ihre Schaffenskraft das Nokia-Management beeindruckt hätte.
Man werte diesen Beitrag als Satire oder als Kommentar: Aber es wird Zeit, einige Dinge richtigzustellen.
Punkt 1:
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Dr. Jürgen Rüttgers war es, der in einem Interview des ZDF-Morgenmagazins (Rüttgers wütend auf Nokia) vom 16.01.08 für das Verhalten des finnischen Telekom- und Mobilfunkunternehmens Nokia den Begriff "Subventionsheuschrecke" prägte: Man müsse sich nicht wundern, wenn in Deutschland der Eindruck entstehe, Nokia sei so etwas wie eine Subventionsheuschrecke. Erst habe das Unternehmen in Deutschland im großen Stil Subventionen abgegriffen, um dann, kurz nachdem die Bindungsfrist abgelaufen sei, das Werk nach Rumänien verlagern zu wollen. Wohlmöglich werde man dort wiederum von Fördergeldern profitieren.
Richtigstellung:
Jürgen Rüttgers spielt bei seinem Vergleich sicherlich auf die Wanderheuschrecke an, die mit ihren Gefährten gern mal den Menschen in der Dritten Welt die halbe Ernte wegfrisst.
Bei Nokia handelt es sich selbstverständlich nicht um eine Subventions-Heuschrecke.
Ein vollkommen unpassender Vergleich. Eine Heuschrecke handelt aus Zwang heraus, sie hat einfach Hunger, sie kommt, frisst und geht. Und – ganz wichtig - sie verspricht auch nichts.
Bei Nokia ist das natürlich ganz anders: Wenn man schon zu Vergleichen greifen will, dann muss man feststellen, dass Nokia alle Merkmale einer Subventions-Hure aufweist.
Eine Hure ist ein wirklicher Geschäftspartner: Sie verspricht etwas, und sie hält auch etwas. Sie verspricht einem Liebe, körperliches Wohlbefinden und seelischen Ausgleich – vorausgesetzt man zahlt dafür. Zahlt man nichts mehr, ist es aus mit der Liebe, und die Hure sucht sich einen neuen Freier.
Mit anderen Worten: Die Vorgänger von Jürgen Rüttgers (Johannes Rau, Wolfgang Clement, Peer Steinbrück) waren selbst schuld, als sie 1990 die "Hure" Nokia ins trübe NRW lockten und dann während der Folgejahre an die wahre Liebe glaubten.
Wahrscheinlich hat die "Hure" Nokia dem Johannes Rau sanft ins Ohr geflüstert: "Wenn Du mich haben willst, dann komme ich gern. Ich liebe Dich doch, mein Süßer. Ein Firmensitz in Düsseldorf, eine Produktionsstätte in Bochum – das kostet aber was. Hast Du denn auch soviel Geld?"
Und "Bruder" Johannes wird geschnurrt haben: "Aber ja doch, meine süße finnische Maus. Für NRW ist mir nichts zu teuer."
Später, so um 1996, hat dann die "Hure" Nokia zum netten Onkel Rau gesagt: "Liebst Du mich noch?" – "Aber natürlich", hat Rau geantwortet, "wir lieben uns doch beide, oder hat sich etwas geändert?" – "Oh, natürlich nicht. Aber Du könntest mir trotzdem zeigen, wie sehr Du mich liebst", hat die "Hure" Nokia gesäuselt, "gib mir noch mehr Geld, und ich baue uns ein neues großes Gebäude in Düsseldorf. Ich baue uns sogar eine neue Produktionshalle in Bochum. Und wenn Du mir ganz viel Geld gibst, dann erweitere ich in Bochum und stelle neue Mitarbeiter ein. Das tue ich natürlich nicht für mich, sondern nur für Dich, mein Hase. Damit zeige ich Dir, wie sehr ich Dich liebe und dass ich immer bei Dir bleiben will."
So wurde in NRW und im Bund das Geld zusammengekratzt, um die "Hure" Nokia für ihre Dienstleistungen zu löhnen. In einen Zeitraum von rund zehn Jahren gingen an das finnische Mädchen 55,5 Millionen Euro Subventionen vom Land Nordrhein-Westfalen und cirka 23 bis 28 Millionen Euro aus Mitteln des Bundes für Forschung und Entwicklung. Mit der Erweiterung des Standortes Bochum (Ende 2000) hielt die "liebe" Nokia ihr Versprechen und stellte sogar innerhalb eines Jahres 1.000 neue Mitarbeiter im Bochumer Werk ein.
Aber, die Realität ist bitter: In den Jahren nach 2000 gab es in Deutschland kaum noch was zu holen. Und was eine anständige Hure ist, die arbeitet nicht für große Worte und heiße Luft – und richtig verliebt ist sie schon gleich dreimal nicht.
Bestimmt hat der rumänische Präsident Traian Basescu schon lange die Liebesdienerin aus dem hohen Norden angebaggert. "Meine dralle Schönheit", wird er gesagt haben, "du bist eine wahre Markt-Pracht. Willst Du nicht mal mich und meine Landsleute beglücken?" – "Mein kleiner preşedinte", wird die "Hure" Nokia geflüstert haben, "Du hast doch gar kein Geld. Du bist doch arm wie eine rumänische Kirchen-Maus - falls ihr überhaupt noch Kirchen habt. Für diese dreiste Abwerbung kriegst Du noch nicht mal Zaster von der EU."
"Aber nein, wo denkst Du hin", hat der Preşedinte geantwortet, "ich habe schon 30 Millionen Euro in einen neuen Industriepark investiert – rate doch mal, woher das Geld kommt? Sicherlich nicht aus den Erträgen unseres Kukuruz-Anbaus, Du Prachtweib. Wenn Du 3.500 neue Arbeitsplätze schaffst, werde ich Dich fürstlich entlohnen. Ich weiß schon wie – schließlich kommen wir Rumänen nicht auf der Brennsuppe dahergeschwommen."
"Außerdem", hat wahrscheinlich der Preşedinte weiter zur "Hure" Nokia gesagt, "musst Du doch in Deutschland 5 Prozent Lohnkosten einkalkulieren. Hier in Rumänien kommst Du mit 1 bis 2 Prozent aus – dafür werde ich sorgen. Meine Landsleute sind nämlich billiger als Sklaven, und Steuergelder kriege ich von Dir ja auch noch!
Und wenn Du, meine liebe "Hure" Nokia, vielleicht in fünf Jahren mich verlässt und nach Kasachstan ziehst, um dort die Genossen Politiker glücklich zu machen, habe ich doch in dieser Zeit von Dir sehr viel Liebe gekriegt.
Natürlich sind dann meine Leute arbeitslos. Aber ich bin nicht so dumm wie die Politiker in Deutschland und werde mir ein so kostspieliges Sozialsystem hinstellen. Die große rumänische Seele ist gewohnt zu leiden."
Ja, lieber Herr Jürgen Rüttgers, deshalb liebt die "Hure" Nokia Sie und Ihr NRW nicht mehr. Wundern Sie sich jetzt etwa immer noch?
Haben Sie wirklich an die wahre Liebe geglaubt? Erkennen Sie nicht, dass Sie es bei Nokia sogar mit einer besonderen Form der "Hure" zu tun haben: die der "Wanderhure"?
Punkt 2:
Der NRW-Ministerpräsident stellte im ZDF-Morgenmagazin im gleichen Interview die Behauptung auf, dass Nokia-Mitarbeiter in NRW mit Sicherheit pünktlicher und zuverlässiger sind und auch präziser arbeiten können als ihre neuen Kollegen in Rumänien.
Richtigstellung:
Das ist natürlich ein Gerücht und ein nicht greifendes Argument. Lohnkosten von 5 Prozent zeigen eigentlich schon, wie wenig Anteil die menschliche Arbeitskraft noch an einem Produkt wie z.B. an einem Handy hat.
Qualität entsteht im Wesentlichen durch Maschinenarbeit. Sollte in Rumänien tatsächlich die menschliche Fehler- bzw. Ausfallquote höher sein als in Deutschland, kann dies durch inflationär niedrige Lohnkosten ausgeglichen werden.
Das Beispiel Nokia zeigt, dass die Qualität von "Human-Material" im Produktionsbereich von High-Tech-Unternehmen eine immer geringere Rolle spielt.
Um es ganz krass zu sagen und wieder den Vergleich der Hure zu bemühen:
Dem oder den Zuhälter(n) (sprich Aufsichtsrat, Vorstände, Aktionäre, Fondsgesellschaften etc.) ist der körperliche Zustand einer "Hure" Nokia (Mitarbeiter, ihr Wohlergehen etc.) vollkommen Wurscht, Hauptsache, sie schafft an, d.h. sie erwirtschaftet Gewinn.
Nokia steigerte im dritten Quartal 2007 ihren Gewinn um rund 28 Prozent auf rund 1,5 Millionen Euro: Und nur das zählt für ihre Zuhälter. Die Aktienkurse steigen und das Spitzenmanagement streicht fette Provisionen ein.
Es ist eine Mähr zu glauben, dass Vorstand und Aufsichtsrat von börsennotierten Unternehmen irgendein Gefühl für die Qualität ihrer Mitarbeiter aufbringen bzw. gar Mitleid oder soziales und gesellschaftspolitische Interesse zeigen. Wenn ja, wird es lediglich geheuchelt. Mitarbeiter sind ein störendes und finanziell belastendes Element, wenn es darum geht, Profit zu machen – so einfach ist das.
Der Idealzustand für solche Unternehmen ist es, ohne Mitarbeiter auszukommen. Dann kann man ohne großen Ärger Betriebe einstellen, Unternehmensteile verkaufen oder zerkleinern.
Mehr noch: Für viele Unternehmen ist mittlerweile nicht nur der Mitarbeiter ein finanzielles Problem, sondern gar schon der Kunde.
Der einzelne Kunde, der sein Recht will, der sich beschwert, weil beispielsweise die Versicherung ihn übers Ohr gehauen hat, ist lästig. Er hat aber kaum eine Chance, gegen einen Konzern anzutreten und zu gewinnen. Es sei denn, große Verbraucherverbände oder die Medien schalten sich ein, und es droht ein Image-Schaden.
Wie antwortete mir mal ein Fracht-Pilot der Lufthansa auf meine Frage, ob er nicht lieber Linienmaschinen fliegen würde: "Nein, auf keinen Fall: Fracht motzt nicht, Fracht kotzt nicht!"
Punkt 3:
In den Medien wurde ein Nokia-Mitarbeiter aus Bochum zitiert, der feststellte, dass er quasi mit seinen gezahlten Steuergeldern seine eigene Entlassung mitfinanziert hätte.
Richtigstellung:
Fast richtig. Im Grunde genommen läuft die Sache aber noch weit komplexer ab:
Vielleicht hat dieser Mitarbeiter eine Altersvorsorge abgeschlossen, z.B. in einen High-Tech-Fonds investiert, der auch Nokia-Anteile hält.
Und natürlich möchte er, dass der Fonds noch besser läuft und freut sich, wenn die Fonds-Manager und -Gesellschaften richtig gut wirtschaften.
Wie machen denn die Herren "Zuhälter" das? – Sie werden einer "Hure" Nokia sagen: "Meine Kleine, Du gehst jetzt in Rumänien anschaffen, damit sich Dein Aktien-Kurs und damit unser Fonds noch besser entwickelt."
Fatal aber wahr: So gesehen hat sich der Nokia-Mitarbeiter in Bochum quasi selbst aus der Firma geschmissen. Da braucht es keine Umwege über Steuergelder.
Punkt 4:
Jürgen Rüttgers sprach im ZDF-Morgenmagazin-Interview von einem möglichen Image-Schaden, den Nokia aus der Affär erleide. Bochum davontragen könnte. Nokia habe ja ein Interesse, ihre Produkte auf dem deutschen Markt zu verkaufen.
Richtigstellung:
In der Tat ist Deutschland für hochwertige Handy- und Telekom-Produkte ein wichtiger Markt.
Doch das unsägliche Siemens-Beispiel BenQ vor Augen weiß Nokia auch, dass der Image-Verlust einer Werksschließung nicht lange vorhält.
"Was soll's", wird sich Nokia denken, "morgen schreit kein Hahn mehr danach."
Wer eine Nokia an den Pranger stellen will, muss zu ganz anderen Maßnahmen greifen. So wie Anfang der 90iger Jahre mit großen Lichterprozessionen gegen Ausländerfeindlichkeit demonstriert wurde, bedarf es großer Aktionen, um einer "Subventions-Hure" Nokia zu verdeutlichen, was man von ihrem Verhalten hält:
Das gemeinschaftliche Zerstören von Nokia-Devices mittels einer Dampfmaschine gepaart mit dem Bekenntnis, in Zukunft nur noch Produkte der Firma XY zu kaufen, wäre eine dieser Möglichkeiten.
So eine Brandmarkung ist medienwirksam und hinterlässt weltweit Spuren, die sich in sinkenden Erträgen widerspiegeln können.
Eine Firma, der dies widerfährt, ist fast gezwungen, für teures Geld Krisen-PR zu betreiben, um ihren guten Ruf wiederherstellen zu können – es sei denn, ihr ist nichts mehr heilig.
Abschließend sei auch hier wieder der "Huren"-Vergleich bemüht:
Wie man sich und ob man sich als Hure fühlt, ist eine rein individuelle Geschichte - das gilt auch für die "Hure" Nokia.
Die eine Lady möchte auf keinen Fall, dass ihr Job allgemein bekannt wird, die andere stellt sich gleich mit Foto ins Internet und ist sogar noch stolz darauf.
Nach der Weigerung von Nokia, mit der Politik überhaupt über die Werksschließung in Bochum zu diskutieren, würde ich persönlich die "Hure" Nokia eher in die zweite Kategorie einordnen.
Punkt 5:
Jürgen Rüttgers erwähnte im Zuge eines möglichen Image-Schadens ebenfalls, dass in Deutschland sehr wohl ein Gefühl dafür bestehe, was "Fairness" und "Gerechtigkeit" bedeute.
Richtigstellung:
Aber Hallo, Herr Rüttgers! Habe ich da richtig gehört? - Sie glauben doch nicht allen Ernstes an das, was Sie meinen, wenn Sie sagen, was Sie sagen:
Das impliziert ja, dass Fairness und Gerechtigkeit Werte sind, die sich auch börsennotierte Unternehmen zu Eigen machen müssten.
Herr Rüttgers, Sie werden wohl als Erster wissen, dass Fairness und Gerechtigkeit weder in Parteien noch in Unternehmen als ethische Komponente eine gewisse Alltagspraxis genießen.
Der einzige Politiker, der meines Erachtens wirklich an solche Werte glaubt und davon überzeugt ist, dass sich auch Unternehmen daran halten bzw. halten müssen, ist der Alt-Liberale Gerhard Baum (FDP). Er predigt, dass sich die aus dem Grundgesetz ableitbarer ethischen und moralischen Wertbegriffe auch auf die Verhaltensweisen von Unternehmen übertragen lassen oder lassen müssen. Er hat recht, aber traurigerweise glaubt er auch, dass er mit dieser Ansicht Gehör findet.
Es muss einfach mal festgestellt werden: Es gibt keinen Konsens über Moral im wirtschaftlichen Alltag. Auch Begriffe wie "Sozialverpflichtung des Eigentums" sind - krass gesagt – hohler als der Schädel einer Blondine in gleichnamigen Witzen.
Es existieren alle möglichen Gesetze (Steuer, Handels, Außenwirtschaft, Strafrecht etc.), die Unternehmen domestizieren sollen (mit übrigens begrenztem Erfolg, wie das Beispiel Siemens zeigt). Es gibt aber keine Gesetze, die das moralische Verhalten von Unternehmen definieren.
Um noch mal das Beispiel "Subventions-Hure" zu bemühen:
Eine Subventions-"Hure" handelt im Rahmen ihrer Moralvorstellung (sprich Gier) vollkommen korrekt und ihre "Zuhälter" (Absahner) übrigens auch.
Wir alle haben das so gewollt, und viele von uns profitieren auch davon – so oder so. Bruder Johannes hatte glänzende Wahlergebnisse in NRW, und aus einem aufgelösten Aktien-Fonds ließ sich oftmals ein Neuwagen finanzieren – ob andere vielleicht für diesen gut gelaufenen Fonds bluten mussten und ihren Job verloren haben? Wer macht sich schon solche Gedanken?
Punkt 6:
Kritiker sehen im Beispiel Nokia das Scheitern der Subventions-Politik und fordern Abbau von Subventionen im breiten Rahmen.
Richtigstellung:
Nur beinahe richtig – denn man muss das Beispiel konsequent zu Ende denken: Politik geht davon aus, dass sie Wirtschaft lenken und beeinflussen kann. Mehr noch, sie schreibt sich positive Wirtschaftsentwicklungen als Ergebnis ihres Handels gut.
Das Gegenteil ist richtig: Politik ist heute weder verantwortlich für negative noch für positive wirtschaftliche Entwicklungen. Ein Schröder konnte für das Platzen einer Internet-Blase und dem darauf folgenden wirtschaftlichen Desaster genauso wenig, wie eine Merkel für die positive wirtschaftliche Entwicklung in ihrer Amtszeit.
Sollte die zur Zeit herrschende weltweite Bankenkrise die ökonomischen Grundlagen unserer Systeme zum Wanken bringen, sollte das Energie- und Öl-Kartell es weltweit schaffen, die Preise weiterhin nach oben zu drücken, oder sollte gar der überhitzte chinesische Markt explodieren, dann ist kein Politiker dieser Welt wahrscheinlich direkt dafür verantwortlich.
Politik lenkt die Wirtschaft schon lange nicht mehr – eher ist es umgekehrt, die Wirtschaft lenkt und manipuliert die Politik für ihre Zwecke.
Unternehmen schließen Werke und entlassen Mitarbeiter, selbst wenn Unternehmensteile sehr profitabel sind (siehe Continental Hannover), wohl wissend, dass der Staat für die entlassen Mitarbeiter Sorge tragen muss.
Profitable börsennotierte Unternehmen bezahlen Mitarbeiter unter dem Existenzminimum, wohl wissend, dass sich ein Einheitslohn in breiter Front kaum durchsetzen lässt und letztendlich der Staat aus Steuermitteln die Restbeträge drauflegen muss, damit diese Mitarbeiter nicht im Wohlstandsland Deutschland vor die Hunde gehen.
Die Wirtschaft hat die Politik und den Staat fest in der Hand, sie steuert selbst die sogenannten Wirtschaftsweisen, um dann wahrlich mit (und in) ihrem "Sinn" die deutsche Wirtschaftspolitik zu beeinflussen.
Es ist ein grundlegendes Problem, dass es keine wirklich anerkannten moralischen Wertvorstellungen in Wirtschaft gibt – und zwar weltweit.
Das ist die eigentliche Aufgabe der Politik: Nicht einen Wertewandel zu fordern, sondern erst allgemein anerkannte Werte zu definieren.
Bisher kennt die Weltwirtschaft nur einen Wert: Maßlosigkeit. In diesem Punkt wird die Compliance zu 100 Prozent erfüllt.
Hatch-Fonds sind ein gutes Beispiel dafür. Sie kommen gänzlich ohne Moral aus und verzichten sogar darauf, Unternehmens-Werte zu schaffen.
Was lernen wir daraus:
- Von Subventions-Heuschrecken zu sprechen, ist ein vollkommen falscher Vergleich
- Subventions-Huren sind auch nur Menschen oder besser gesagt Firmen
- Nokia ist nicht besser oder schlechter als andere (auch deutsche) Unternehmen
- Der Wert eines Unternehmens besteht heute in der Regel nicht mehr aus seinen Mitarbeitern
- Unternehmen definieren sich ausschließlich aus der Sicht ihrer Eigentümer (Aktionäre)
- Das Handeln von Unternehmen ist häufig eng verbunden mit der Profit-Gier ihrer leitenden Manager (Vorstände, Aufsichtsräte)
- Viele Menschen in unserer Gesellschaft profitieren indirekt von dieser Profit-Gier (über Aktienfonds) oder leiden unter ihr (bei einem Rausschmiss)
- Und im deutschen Mittelstand, der oftmals Eigentümer-geführt ist, ist alles anders
Das sage ich nicht nur so dahin, das meine ich auch!
Wenn wir es in den nächsten Jahren nicht schaffen, unsere wirtschaftlichen Abläufe mit weltweit anerkannten Moral-Inhalten zu unterfüttern, werden wir wohl von einer Krise in die nächste schliddern.
Die Wirtschaft braucht ein moralischen Korsett, das den Menschen als Wert in den Mittelpunkt stellt.
Ach ja, fast gehört es hier nicht hin, aber sagen möchte ich es trotzdem.
Falls jemand wissen möchte, woher meine fundierten Fachkenntnisse des Huren-Milieus stammen: Als eifriger Chronist der VW-Affäre ist mir die große Welt der Prostitution mittlerweile ein Begriff.
(Compliance-Magazin.de)
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