Elektronische Gesundheitsdienste "E-Health"
Daten statt Patienten schicken: Wie E-Health den Gesundheitsmarkt verändern wird - IIR-Konferenz "eHealth", 24. und 25. Januar 2008 in Köln
Meinungen über die elektronische Gesundheitskarte (eGK) sind in Deutschland gespalten - Notwendige technische Rahmenbedingungen und Datenschutzbestimmungen
(05.12.07) - Erste Kliniken haben bereits begonnen, E-Health einzuführen. Welche Einsparpotenziale Anwendungen wie die elektronische Patientenakte, Gesundheitsportale oder Teleradiologie bieten, berichten Experten aus dem Gesundheitswesen und Anbieter von Informationstechnik auf der IIR-Konferenz "eHealth" am 24. und 25. Januar 2008 in Köln.
Das jährliche Einsparpotenzial durch elektronische Gesundheitsdienste (E-Health) schätzte die Unternehmensberatung Boston Consulting Group bereits vor einigen Jahren auf etwa sieben Milliarden Euro. Heute bezeichnen laut einer Studie der Fachhochschule Flensburg 85 Prozent der Krankenhausmanager, Ärzte und Kassenvertreter E-Health als Wettbewerbsfaktor im deutschen Gesundheitswesen. Der Autor der Studie, Prof. Dr. Roland Trill, weist darauf hin, dass E-Health mehr sei als die derzeit diskutierte elektronische Gesundheitskarte (eGK): "Ob elektronische Patientenakte, Gesundheitsportale oder Teleradiologie – elektronische Anwendungen werden das gesamte Gesundheitswesen verändern und dazu beitragen, alle Akteure mehr und mehr miteinander zu vernetzen", sagte Trill gegenüber dem Kongressveranstalter IIR Deutschland. Unter seinem Vorsitz diskutieren auf der IIR-Konferenz "eHealth" (24. und 25. Januar 2008, Köln) Vertreter von Krankenhäusern und Krankenkassen sowie Anbieter von Informationstechnik über die Zukunft von E-Health in Deutschland.
E-Health als Informationsbrücke zwischen Patient, Arzt und Krankenhaus
Erste Kliniken haben bereits begonnen, E-Health-Anwendungen einzuführen. So die Rhön-Klinikum AG: Alle 46 zum Konzern gehörenden Krankenhäuser sollen in Kürze über eine webbasierte elektronische Patientenakte miteinander vernetzt werden. Medizinische Daten von mehr als einer Million behandelter Patienten können dann über die Plattform ausgetauscht werden, sofern die Patienten vorab ihr Einverständnis gegeben haben. "Die elektronische Krankenakte fungiert als eine intersektorale Brücke zwischen den Krankenhäusern", erklärte der Leiter der Konzern-EDV, Prof. Dr. Kurt Marquardt.
Auf der IIR-Konferenz wird er das Projekt "Elektronische Krankenakte" vorstellen und über die notwendigen technischen Rahmenbedingungen sowie über die Datenschutzbestimmungen informieren.
Auch das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) gehört zu den Vorreitern im Bereich E-Health: Gemeinsam mit Siemens Medical Solutions erarbeitete das Haus eine IT-Strategie, um künftig den Arbeitsfluss und die Effizienz innerhalb der Klinik zu verbessern. Bis 2008 will das Haus rund 300 Millionen Euro in eine neue Infrastruktur investiert haben, wovon ein Zehntel in die IT fließt. Kern dieser Strategie ist es, Ärzte, Überweiser und Patienten in möglichst viele Abläufe mit einzubeziehen. Über ein Portal sollen Patienten zum Beispiel Zugang zu ihren medizinischen Daten erhalten. Dr. Peter Gocke, Leiter der Informationstechnologie, berichtet auf der IIR-Konferenz, welche Verbesserungen er sich von der Umstrukturierung erhofft.
Bilder und Befunde digital austauschen: Teleradiologie
Weiteres Thema der Konferenz ist die Telemedizin: So wird Prof. Dr. Sven Mutze, Direktor des Instituts für Radiologie am Unfallkrankenhaus Berlin, die Vorteile der Teleradiologie erläutern. Vor drei Jahren vereinbarte Mutze mit mehreren benachbarten Krankenhäusern eine Kooperation für alle Abläufe der Radiologie. Seither laufen die Anmeldung zur radiologischen Untersuchung, die Prüfung der Indikation, die Untersuchung selbst sowie die Befundung über ein teleradiologisches Netzwerk. "Eine zeitnahe Befundung und die permanente Erreichbarkeit auch außerhalb der Tagesdienste gewährleisten eine hohe konstante Patientenversorgung in allen betreuten Häusern", erläutert Mutze. Auf der IIR-Konferenz wird er veranschaulichen, wie die digitale Bildverwaltung in der Praxis funktioniert und welche Möglichkeiten RIS- und PACS-Architekturen (Radiologie-Informationssystem, Picture Archiving and Communication System) bieten.
eGK aus Sicht der Krankenkassen
Die Meinungen über die elektronische Gesundheitskarte (eGK) sind in Deutschland gespalten: Während 73 Prozent der Industrieunternehmen und 60 Prozent der Krankenkassenvertreter die Bedeutung der Karte als hoch oder sehr hoch einschätzen, sprechen sich nur 29 Prozent der Ärzte für dieses Instrument aus, so das Ergebnis einer Umfrage der FH Flensburg. Auf der Konferenz wird ein Vertreter der DAK den Status der eGK aus Sicht der Krankenkassen schildern, dabei Nutzenpotenziale vorstellen und den Aspekt des Datenschutzes beleuchten.
Von Dänemark lernen
"Während in Deutschland noch über E-Health diskutiert wird, wird es in Dänemark schon lange gelebt", so die Beobachtung des Konferenzvorsitzenden Roland Trill. Seit 1993 seien alle dänischen Krankenhäuser und Apotheken, 16 Krankenversicherer und über 70 Prozent der Fachärzte über ein E-Health-Portal miteinander verbunden: Über sundhed.dk werden elektronische Patientenakten von rund 1,25 Millionen Versicherten verwaltet sowie 73 Prozent aller Rezepte und 83 Prozent aller Laboruntersuchungen verschickt. Der Leiter des Portals, Jens Rastrup Andersen, stellt das Projekt auf der IIR-Konferenz vor.
Weitere Themen der Konferenz sind Elektronische Disease Management Programme, Betreuungskonzepte des telemedizinischen Monitorings und Einweiserportale. (IIR Deutschland: ra)
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