Vergrößerung der europäischen Kapitalmärkte


Volkswirtschaften mit stark bankenorientierter Unternehmensfinanzierung wie Deutschland profitieren überproportional von einer Vergrößerung der Kapitalmärkte
Kapitalmarktfinanzierung stärkt Corporate Governance durch aktive Investoren - Corporate Governance wird durch Kapitalmarktfinanzierung gestärkt

(19.05.14) - Dynamische Kapitalmärkte* sind ein wichtiger Wachstumstreiber für die europäischen Volkswirtschaften. Zudem können sie in Zeiten, in denen Banken regulierungsbedingt ihre Bilanzen verkürzen und deshalb weniger Fremdkapital für die Unternehmen zur Verfügung stellen, für die Bereitstellung von zusätzlichen und langfristigen Finanzmitteln sorgen und so die Stabilität des Finanzsektors insgesamt erhöhen. Dies sind die zentralen Ergebnisse der Studie "Capital Markets and Economic Growth - Long-Term Trends and Policy Challenges"** zweier führender deutscher Kapitalmarktforscher, die vom Verband für Alternative Investments (Aima) in Auftrag gegeben wurde.

"Eine Vergrößerung der europäischen Kapitalmärkte um ein Drittel führt zu einer langfristigen Steigerung des Wirtschaftswachstums um rund ein Fünftel", so Christoph Kaserer, Professor für Kapitalmarktforschung an der Technischen Universität München, bei der Präsentation der von ihm gemeinsam mit Marc Steffen Rapp, Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre an der Philipps-Universität Marburg, erstellten Studie.

Bankenorientierte Volkswirtschaften profitieren besonders
Hochentwickelte Volkswirtschaften wie Deutschland, Frankreich und Italien, in denen die Unternehmensfinanzierung traditionell stark über Kreditmärkte erfolgte, profitieren demnach von einer Ausweitung der Kapitalmarktfinanzierung besonders stark, weil dort die Bereitstellung zusätzlicher langfristiger Finanzmittel überdurchschnittliche Wirkung entfaltet. In Deutschland, wo die Börsenkapitalisierung seit dem Jahr 2000 im Durchschnitt bei rund 50 Prozent des BIP lag, könnte das Wirtschaftswachstum durch einen Anstieg der Börsenkapitalisierung auf 80 Prozent des BIP dauerhaft um ein Drittel zunehmen. Im Vergleich dazu liegt die Börsenkaptialisierung in Volkswirtschaften mit kapitalmarktbasierter Unternehmens-finanzierung mit durchschnittlich 117 Prozent im gleichen Zeitraum deutlich höher. Dies macht deutlich, dass sich in Deutschland durch einen Ausbau der Kapitalmarktfinanzierung noch erhebliche Wachstumspotenziale realisieren lassen.

"Gerade auch in Krisenländern wie Spanien bieten die weltweit vernetzten Kapitalmärkte den Unternehmen Finanzierungsquellen jenseits des restrukturierungs-bedingt eingeschränkten Bankensektors und stabilisieren so den Finanzsektor", betonte Jack Inglis, CEO von Aima.

Corporate Governance wird durch Kapitalmarktfinanzierung gestärkt
Über die Bereitstellung von Wachstumskapital hinaus erfüllen die Kapitalmärkte auch eine wichtige Funktion bei der Unternehmenskontrolle. Hier ist insbesondere die Rolle der institutionellen Investoren zu erwähnen: In Ländern mit starker kapitalmarktorientierter Finanzierung wie Großbritannien oder den Niederlanden nehmen unabhängige institutionelle Investoren, wie z.B. Hedgefonds und Investmentfonds, aktiver Einfluss auf die Unternehmensführung als in traditionell bankenbasierten Volkswirtschaften. So steigern sie die Effizienz und stimulieren Wachstumskräfte.

Kapitalmärkte wachsen europaweit
"Langfristig gibt es einen Trend zur Konvergenz zwischen dem traditionell bankenbasierten System der Unternehmensfinanzierung wie zum Beispiel in Frankreich oder Deutschland und dem traditionell kapitalmarktbasierten System wie in Großbritannien oder den Niederlanden. Insgesamt haben die Kapitalmärkte als Finanzierungsquelle für Unternehmen in allen europäischen Ländern deutlich an Bedeutung gewonnen, während das Wachstum der Kreditmärkte wesentlich geringer war", ergänzte Marc Steffen Rapp als Mitverfasser der Studie. Gleichwohl sei eine beschleunigte Vertiefung der Kapitalmärkte unter Wachstumsaspekten sinnvoll.

Aima schlägt konkrete Maßnahmen zur Stärkung der Kapitalmärkte vor
Jack Inglis, Aima CEO, sagte: "Die Studie unterstreicht die Bedeutung, die Kapitalmärkte und Investoren für die wirtschaftliche Entwicklung haben. Sie weist damit auch auf die positive Rolle von Hedgefonds und anderen Vermögensverwaltern hin, die dazu bereit sind, Kontrollstrukturen in Unternehmen positiv zu verändern. Darüber hinaus erfüllen diese professionellen Marktteilnehmer eine wichtige Funktion durch die Schaffung von Liquidität, Implementierung von Risikomanagement und Auswertung preisrelevanter Informationen."

Zur Stärkung der Kapitalmärkte, der weiteren Stabilisierung des Finanzsektors und der Förderung eines nachhaltigen Wirtschaftswachstums regt Aima einen europaweiten Dialog über mögliche Maßnahmen an. Hierzu gehören:

>> Die Entwicklung von Rahmenbedingungen für kapitalmarktnahe Kreditbereitstellung außerhalb des Bankensektors
>> Die Entwicklung eines kapitalbasierten europäischen Pensionsfondsvehikels
>> Die Verbesserung und Harmonisierung der EU-Gesetzgebung zum Schutz von Minderheitsaktionären in börsennotierten Gesellschaften
>> Die Entwicklung eines harmonisierten Rahmens für Unternehmensinsolvenzen in der EU
>> Die Stärkung der Verbriefungsmärkte

Hinweis
*Kapitalmärkte sind dabei definiert als Aktien- und Anleihemärkte (ohne Märkte für Staatsanleihen)

**"Capital Markets and Economic Growth - Long-Term Trends and Policy Challenges", von
Prof. Dr. Christoph Kaserer und Prof. Dr. Marc Steffen Rapp.
(Aima: ra)

Aima: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Studien

  • Gefährliche Lücken in der Finanzbildung

    Die Finanzwelt ist für viele Deutsche wie ein Minenfeld, das man besser meidet. Eine repräsentative Bevölkerungsumfrage des Bankenverbands zeigt, dass sich ein Großteil der Befragten nicht ausreichend mit ihren Finanzen beschäftigt und wichtige Begriffe nicht versteht.

  • Motivation und Bindung der Beschäftigten

    Startups in Deutschland beteiligen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verstärkt am Unternehmen. Aktuell geben 44 Prozent an, Beschäftigte am Startup zu beteiligen, vor einem Jahr waren es noch 38 Prozent. Weitere 42 Prozent können sich eine Mitarbeiterbeteiligung in der Zukunft vorstellen. Nur 6 Prozent der Startups setzen nicht auf Mitarbeiterbeteiligung und schließen das auch für die Zukunft aus.

  • Angriffe auf deutsche Wirtschaft nehmen zu

    Deutsche Unternehmen rücken verstärkt in den Fokus von Angreifern aus dem In- und Ausland. In den vergangenen zwölf Monaten waren 81 Prozent aller Unternehmen vom Diebstahl von Daten und IT-Geräten sowie von digitaler und analoger Industriespionage oder Sabotage betroffen.

  • Lobby- und Transparenzregeln

    Anlässlich der Veröffentlichung des Lobbyrankings 2024 wirft Transparency International Deutschland e.V. einen vergleichenden Blick auf die Regeln für eine integre und transparente Politik in den Bundesländern und im Bund.

  • KI-Skepsis vorherrschend

    Nur 3 Prozent der Unternehmen im DACH-Raum beschreiben sich als fortgeschritten bei der Einführung generativer KI (GenAI). Das zeigt eine aktuelle Lünendonk-Studie. Trotz hohem Potenzial und zahlreichen Anwendungsfeldern ist die Skepsis gegenüber der neuen Technologie bei Anwendern wie Entscheidern hoch. Unsicherheit und die Angst vor Schatten-KI hemmen die Einführung. Gleichzeitig erhofft sich jedes zweite Unternehmen durch GenAI Hilfe bei der digitalen Transformation.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen