Studie zum Thema Compliance-Management


Versicherer haben den Stellenwert von Compliance Management erkannt - Die Umsetzung erfolgt aber nur schleppend
Governance, Risk Management und Compliance-Prozesse: Rund 70 Prozent der Versicherer überprüfen betriebliche Vorgänge manuell

(16.07.12) - Solvency II, Geldwäscheprävention oder Datenschutz: Versicherungsunternehmen bewegen sich in einem stetig komplexer werdenden gesetzlichen und regulatorischen Compliance-Umfeld. Trotzdem sind sie bei ihrem Compliance-Management noch sehr schwach aufgestellt. Dies ist das Ergebnis einer Studie der Management- und Technologieberatung BearingPoint unter führenden deutschen Erst- und Rückversicherern.

Zwar ist das Thema Compliance bei den meisten Versicherern hoch im Unternehmen aufgehängt, eine systematische Umsetzung erfolgt jedoch nur zögerlich: Rund 70 Prozent der Versicherer verlassen sich auf die manuelle Kontrolle betrieblicher Vorgänge und rund ein Viertel der Versicherer kontrolliert diese überhaupt nicht. Lediglich sieben Prozent der Versicherungsunternehmen greifen auf IT-Systeme zurück und nur 25 Prozent bieten Compliance-Schulungen für Mitarbeiter an. Eine bedenkliche Ausgangslage. Gerade im Hinblick auf die Solvency II-Richtlinien, die ab 2013 in Kraft treten, sollten Unternehmen ihre Governance, Risk Management und Compliance-Prozesse kritisch prüfen. Zusätzlich setzt die 9. VAG-Novelle des deutschen Gesetzgebers die Versicherer unter Druck, ihre Risikostrategie und internen Kontrollsysteme strengeren Vorgaben anzupassen.

"Systematisches Compliance-Management ist für Versicherer noch ein relativ junges, aber äußerst wichtiges Thema", so Oliver Engelbrecht, Partner bei BearingPoint. "Sowohl wegen der anstehenden Solvency II-Richtlinien als auch wegen der zunehmenden Medien- und Kundensensibilität bei tatsächlichen oder auch nur vermuteten Regelverstößen stehen viele Versicherer vor der Herausforderung, ein systematisches Compliance-Management zu etablieren und ihre Compliance-Abläufe auszubauen. Besonders wichtig ist es hierbei, IT, Personal und Prozesse intelligent miteinander zu verknüpfen."

Die Versicherer sind sich der Relevanz des Themas bewusst. Die Ergebnisse der BearingPoint-Studie zeigen, dass rund 94 Prozent der für Compliance verantwortlichen Mitarbeiter der ersten und zweiten Führungsebene sind. Die strategische Ausrichtung des Compliance Managements ist damit hoch in der Unternehmenshierarchie angesiedelt. In operativen Einheiten, wie zum Beispiel im Vertrieb, spielen unterstützende und beratende Compliance-Prozesse hingegen kaum eine Rolle.

68 Prozent der befragten Unternehmen verfügen über keine eigenständige Compliance-Abteilung, sondern nehmen die Aufgaben innerhalb der bestehenden Rechtsabteilung wahr. Bei der Mehrzahl der Versicherer beschäftigen sich weniger als fünf Mitarbeiter mit Compliance-Themen (58 Prozent). Häufig ist der Zugang zu aktuellen Informationen und technischen Mitteln zur Überprüfung gesetzlicher Bestimmungen und des Rechtsumfelds begrenzt. 75 Prozent der befragten Versicherer bieten nur sporadisch Schulungen zu Compliance-relevanten Themen an und Standardsoftware spielt keine Rolle. Lediglich ein Studienteilnehmer gibt an, eine toolbasierte Lösung einzusetzen. Diese geringe Verfügbarkeit von aktuellen Informationen stellt ein erhebliches Risiko in der Überwachung von betrieblichen Vorgängen dar.

Versicherer unterschätzen Kosten
Die geringe Personalausstattung und technische Umsetzung im Compliance-Management spiegelt sich auch in einer niedrigen Kostenstruktur wider: 88 Prozent der Studienteilnehmer beziffern die Kosten ihres Compliance-Managements mit weniger als ein Prozent des Prämienvolumens. Trotz der anstehenden Regulierungen geht die Hälfte dabei jedoch von gleich bleibenden oder gar sinkenden Ausgaben aus. "Eine unrealistische Einschätzung, denn die derzeit geringen Kosten bei zunehmenden regulatorischen Anforderungen sind ohne entsprechende technologische Investitionen nicht zu halten", sagte Oliver Engelbrecht. (BearingPoint: ra)

BearingPoint: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Studien

  • Bildungsstand spielt eine Rolle

    In Deutschland gehen die Meinungen über generative Künstliche Intelligenz, wie ChatGPT, weit auseinander - Auch die Nutzung im privaten und beruflichen Alltag ist sozial ungleich verteilt. "Diese Unterschiede sind relevant", sagt Professor Florian Stoeckel, der die Studie geleitet hat. "Sie betreffen den Zugang zu Chancen, die digitale Teilhabe und letztlich die Frage, wer die Zukunft mitgestaltet, wenn sich Arbeit und Gesellschaft durch KI verändern."

  • Soziale Medien werden immer wichtiger

    Produkt auspacken, Anwendung zeigen, Marke vorstellen, Stimmen von zufriedenen Kundinnen und Kunden einfangen: Die Inhalte, die Handelsunternehmen auf ihren Social-Media-Profilen ausspielen, sind vielfältig. Trotzdem fällt es fast der Hälfte der deutschen Handelsunternehmen, die über ein solches Profil verfügen, schwer, regelmäßig Inhalte zu posten (46 Prozent). Hand in Hand damit gehen auch die Erstellung interessanter Inhalte, die ein Drittel der Händler als Herausforderung sieht (34 Prozent), und die kontinuierliche Kanalbetreuung bzw. das Community Management, mit dem etwa ein Viertel zu kämpfen hat (23 Prozent).

  • Finanzinstitute unter Zugzwang

    Mit Inkrafttreten der EU-Verordnung zur digitalen operationellen Resilienz (DORA) Mitte Januar 2025 stehen Finanzinstitute unter Zugzwang: Sie müssen ihre IT-Sicherheit aufgrund der herrschenden Gefahrenlage entlang eines Katalogs an Maßnahmen auf einen zeitgemäßen Stand der Technik bringen. Eine aktuelle Studie von Veeam Software, dem weltweit führenden Anbieter für Datenresilienz nach Marktanteil, hat bei betroffenen Organisationen den Status Quo bei der Umsetzung abgefragt. Darin zeigt sich: Eine Mehrheit der deutschen Finanzdienstleister hält die hauseigene Resilienz noch nicht für ausreichend. 95 Prozent der über 100 befragten deutschen Unternehmen sehen noch Verbesserungsbedarf, um die Anforderungen zu erfüllen.

  • Billig-Händler verschärfen den Wettbewerb

    Seit einigen Jahren drängen verstärkt Online-Händler auf den deutschen Markt, die zu Niedrigstpreisen Produkte vor allem aus China importieren. Mehr als drei Viertel der deutschen Händler (78 Prozent) fordern deshalb ein Verbot chinesischer Billig-Marktplätze. Aus Sicht von je neuen von zehn Händlern würden sie häufig gegen das hier geltende Recht verstoßen (92 Prozent) und ihre Produkte enthielten oft potenziell gefährliche Inhaltsstoffe (88 Prozent). Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Studie im Auftrag des Digitalverbands Bitkom, für die 505 Handelsunternehmen ab zehn Beschäftigten in Deutschland befragt wurden.

  • Cybersicherheit als strategisches Thema

    Eine aktuelle Studie von Qualys in Zusammenarbeit mit Dark Reading zeigt: Trotz wachsender Ausgaben und zunehmender Relevanz in Vorstandsetagen bleibt das Cyber-Risikomanagement vieler Unternehmen unausgereift. Der Grund: Der geschäftliche Kontext fehlt.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen