Compliance-Entscheidungen & Verhaltensökonomie


Compliance-Verhalten in Teams: Die Implikationen von gemeinsamen Entscheidungen und geteilten Konsequenzen
Teams neigen zu mehr Non-Compliance als Einzelpersonen



Prof. Dr. Tim Lohse, Dr. Sven A. Simon

Teams nehmen es mit dem Befolgen von Regeln, Normen und Gesetzen mitunter weniger genau als Individuen. Dies belegen Untersuchungen aus der Verhaltensökonomie und der Sozialpsychologie. Doch was ist der Grund hierfür? Und was sind geeignete Gegenmaßnahmen? Anhand einer experimentellen Studie liefert dieser Aufsatz Antworten. Ausschlaggebend ist demnach nicht, ob Entscheidungen alleine oder in Teams getroffen werden, sondern vor allem die Gestaltung der Haftungsregeln innerhalb des Teams.

Die Frage, ob Unternehmen und Organisationen compliant sind und Vorschriften und Gesetze eingehalten werden oder nicht, ist milliardenschwer, wie etwa die Dividendenarbitragegeschäfte Cum-Ex oder der Abgasskandal bei Volkswagen zeigen. Derlei Verstöße gegen Steuergesetze und Umweltnormen erstaunen umso mehr, da die in der wissenschaftlichen Literatur zu Compliance-Problemen bei Einzelpersonen gut dokumentierte abschreckende Wirkung von Strafen im Falle von Entscheidungen mehrerer Akteure an Biss zu verlieren scheint.

Und in Firmen und Organisationen entscheiden eben häufig Teams und nicht Einzelpersonen. Im Fall der hochkomplexen Aktiengeschäfte des Cum-Ex-Steuerbetrugs, mussten zum Beispiel Mitarbeitende sowohl innerhalb als auch zwischen Banken, Aktienhändlern und Anwaltskanzleien kooperieren.

Bei Compliance-Entscheidungen von Teams geht es jedoch auch darum, die Aufteilung wirtschaftlicher Konsequenzen auf mehrere Akteure zu berücksichtigen., denn die damit verbundenen wirtschaftlichen Folgen – Bereicherungen bei unentdecktem Fehlverhalten oder Strafzahlungen im Falle einer Aufdeckung – werden oft nicht nur einem einzelnen Entscheidungsträger zugeschrieben, sondern betreffen in der Regel das gesamte Unternehmen und möglicherweise sogar Dritte wie Anleger, Kunden oder Zulieferer.


Dieser Beitrag aus der Zeitschrift Risk, Fraud & Compliance (ZRFC) (Ausgabe 2, 2023, Seite 83 bis 86) wurde von der Redaktion von Compliance-Magazin.de gekürzt.
In voller Länge können Sie ihn und weitere hier nicht veröffentliche Artikel im ZRFC lesen.


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Im Überblick: ZRFC

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