Freisetzung und Übertragung von Schadstoffen
Umwelt: Neue Karten zeigen Europäern Luftverschmutzung aus diffusen Quellen im Detail
32 Karten zeigen, wo bestimmte Schadstoffe wie Stickoxide und Feinstaub freigesetzt werden
(07.06.11) - Das europaweite Register soll die Europäer dabei unterstützen, sich aktiv an Umweltentscheidungen zu beteiligen. Neue Karten, die von der Europäischen Kommission und der Europäischen Umweltagentur in enger Zusammenarbeit mit der Gemeinsamen Forschungsstelle, dem internen wissenschaftlichen Dienst der Kommission, im Internet veröffentlicht wurden, machen es den Bürgern erstmals möglich, die hauptsächlichen diffusen Quellen von Luftverschmutzung wie den Land- und Luftverkehr genau zu erkennen.
Der neue Satz von 32 Karten zeigt, wo bestimmte Schadstoffe wie Stickoxide und Feinstaub freigesetzt werden. Er ergänzt bestehende Datensätze zu Emissionen aus einzelnen Industrieanlagen im Europäischen Register zur Erfassung der Freisetzung und Übertragung von Schadstoffen (E-PRTR).
EU-Umweltkommissar Janez Potočnik erklärte: "Wissen ist ein entscheidender Faktor, um unser Handeln glaubwürdig zu machen. Außerdem können wir unseren Bürgern so wichtige Informationen geben. Diese Karten sind Ausdruck eines wahrhaftigen Engagements für die Aufklärung aller Menschen über die Quellen der Luftverschmutzung."
Frau Professor Jacqueline McGlade, Exekutivdirektorin der Europäischen Umweltagentur, fügte hinzu: "Die Luftverschmutzung stellt eine ernste Gefahr für die Gesundheit dar, insbesondere für Gruppen mit erhöhtem Risiko wie Kinder und Menschen mit Atemwegserkrankungen. Die Bürger werden durch die in den Karten enthaltenen Informationen über die Luftverschmutzung aus Verkehr, privaten Haushalten und anderen Quellen in ihrer Umgebung in die Lage versetzt zu handeln und die Behörden zu Verbesserungen anzuhalten."
Das E-PRTR, das im Jahr 2009 ins Leben gerufen wurde, um den Zugang zu Umweltinformationen zu verbessern, enthält bereits Daten zu einzelnen Industrieanlagen (Punktquellen) und seit heute auch Informationen über Emissionen aus dem Straßenverkehr, der Schifffahrt, dem Luftverkehr, der Beheizung von Gebäuden, der Landwirtschaft und aus Kleinunternehmen (diffuse Quellen).
Diffuse Verschmutzungsquellen sind weit verbreitet und/oder in stark besiedelten Gebieten konzentriert. Eine große Anzahl von vielen kleinen Emissionen aus Häusern und Fahrzeugen ergeben zusammen eine große, diffuse Verschmutzungsquelle, insbesondere in Städten.
Durch die neue, umfassende Sammlung von 32 Karten können die Europäer auf einer Skala von 5 km x 5 km sehen, wo Schadstoffe freigesetzt werden. Sie umfasst auch Einzelheiten zu Stickoxiden (NOX), Schwefeloxiden (SOX), Kohlenmonoxid (CO), Ammoniak (NH3) und Feinstaub (PM10).
Was zeigen die Karten?
Während Daten zur Luftqualität sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene von verschiedenen Anbietern zur Verfügung stehen, enthalten diese Daten keine Angaben über die Quellen der Verschmutzung. Die neue Karten lenken die Aufmerksamkeit auf die lokal freigesetzten Luftschadstoffe und ermöglichen es den Bürgern, einen genauen Blick auf ihre Nachbarschaft zu werfen. Außerdem können Luftverschmutzungsexperten die Daten für ihre Modellrechnung nutzen und dadurch die Auswirkungen der lokalen Emissionen auf die Umwelt beurteilen.
Die Karten zur räumlichen Verteilung beispielsweise zeigen große Hotspots von Ammoniak-Emissionen (NH3) aus der Landwirtschaft in der Po-Ebene (Italien), der Bretagne (Frankreich) und den Beneluxländern. Hohe Konzentrationen von Ammoniak-Emissionen schädigen die Umwelt, weil sie zur Versauerung und Eutrophierung des Bodens und des Süßwassers beitragen.
Die Karten belegen außerdem das Ausmaß von NOX- und PM10-Emissionen aus dem Straßenverkehr, die in großen städtischen Gebieten und entlang der Hauptverkehrsadern entstehen. In den Städten trägt insbesondere der Straßenverkehr erheblich zur PM10-Konzentration in der Atemluft bei.
Die Karten sind zu finden unter: http://prtr.ec.europa.eu/DiffuseSourcesAir.aspx
Hintergrund
Im Jahr 2003 haben die Vertragsparteien des Übereinkommens von Aarhus – einschließlich der EU – das Protokoll über Register zur Erfassung der Freisetzung und Verbringung von Schadstoffen (PRTR-Protokoll) angenommen, das am 8. Oktober 2009 in Kraft getreten ist. Die EU hat die Mitgliedstaaten über das PRTR-Protokoll hinaus verpflichtet, neben den 85 aufgeführten Stoffen Meldung über fünf weitere Schadstoffe zu machen, und hat für sechs zusätzliche Schadstoffe strengere Meldeschwellen eingeführt.
Die Angaben im E-PRTR werden jedes Jahr im Mai aktualisiert. Neben den 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union sind darin auch Daten aus Island, Liechtenstein, Norwegen und der Schweiz erfasst. Serbien meldet seine Daten seit 2011 dem E-PRTR. Die Website enthält nun auch die neuen Informationen über die wichtigsten Schadstoffe und ihre Freisetzung aus diffusen Quellen in die Luft im Jahr 2008. Weitere Informationen über Freisetzungen aus diffusen Quellen in Gewässer und Böden werden in den kommenden Jahren aufgenommen werden.
Zur Europäischen Umweltagentur (EUA)
Die EUA befindet sich in Kopenhagen. Die Agentur fördert bedeutende und messbare Verbesserungen in der Umwelt Europas, indem sie aktuelle, gezielte, relevante und verlässliche Informationen für die politischen Entscheidungsträger und die Öffentlichkeit bereitstellt.
Weitere Informationen finden Sie unter: http://www.eea.europa.eu /
Zur Gemeinsamen Forschungsstelle
Die Gemeinsame Forschungsstelle (GFS) ist der interne wissenschaftliche Dienst der Europäischen Kommission. Sie soll auftraggeberorientierte wissenschaftlich-technische Unterstützung für die Konzipierung, Entwicklung, Durchführung und Überwachung der EU-Politik leisten. Die "Emission Database for Global Atmospheric Research" (EDGAR - Emissionsdatenbank für die globale Atmosphärenforschung) der GFS zeigt Trends bei der Entwicklung von durch den Menschen weltweit verursachten Treibhausgas- und Luftschadstoffemissionen auf einer Skala von ca. 10 km x 10 km auf.
Weitere Informationen finden Sie unter:
http://edgar.jrc.ec.europa.eu/
Mehr zur Luftreinhaltungspolitik der EU:
http://ec.europa.eu/environment/air/index_en.htm
(Europäische Kommission: ra)
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