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Leichterer Zugriff auf Forschungsergebnisse


Freier Zugang zu Forschungsveröffentlichungen steht vor dem Durchbruch
Die größten Beschränkungen für den freien Zugang bestehen noch in den Sozial- und Geisteswissenschaften sowie in den angewandten Wissenschaften, den Ingenieurwissenschaften und der Technik

(25.09.13) - Eine von der Europäischen Kommission finanzierten Studie bestätigt, dass die weltweite Umstellung auf die kostenlose Bereitstellung schriftlicher Forschungsergebnisse – auch als "Open Access" (freier Zugang) bezeichnet – kurz vor dem Durchbruch steht. Dieser Studie zufolge ist davon auszugehen, dass sich der freie Zugang durchgesetzt hat, dass also etwa 50 Prozent aller im Jahre 2011 veröffentlichten wissenschaftlichen Artikel jetzt kostenlos abrufbar sind. Das ist das Doppelte dessen, was in vorangegangenen Studien vorhergesagt wurde; die neue Zahl erklärt sich durch ein genaueres Verfahren und eine breitere Definition dessen, was unter "freiem Zugang" zu verstehen ist. Laut Schätzungen, die in der Studie angeführt werden, liegen inzwischen mehr als 40 Prozent aller von Fachkollegen geprüften Artikel, die weltweit zwischen 2004 und 2011 veröffentlicht wurden, online in frei zugänglicher Form vor. Erfasst wurden bei der Studie die EU und einige ihrer Nachbarländer sowie Brasilien, Japan, Kanada und die Vereinigten Staaten.

Durch den leichteren Zugriff auf Forschungsergebnisse kann der freie Zugang zur Verbesserung und Effizienzsteigerung in der Forschung und zur Innovation im öffentlichen und privaten Sektor beitragen. Hierzu erklärte Máire Geoghegan-Quinn, EU-Kommissarin für Forschung, Innovation und Wissenschaft: "Diese Ergebnisse zeigen, dass der freie Zugang Bestand haben wird. Die Bereitstellung von Forschungsergebnissen für alle verbessert die Qualität der wissenschaftlichen Arbeit und stärkt unsere wissensbasierte Wirtschaft."

Bei der Studie wurde die Verfügbarkeit wissenschaftlicher Veröffentlichungen in 22 Fachgebieten innerhalb des Europäischen Forschungsraums sowie in Brasilien, Japan, Kanada und den Vereinigten Staaten untersucht. In mehreren Ländern und Fachgebieten sind mittlerweile mehr als 50 Prozent der Arbeiten kostenlos zugänglich. Die Mehrzahl der Artikel können jetzt in den Bereichen allgemeine Wissenschaft und Technik, biomedizinische Forschung, Biologie sowie Mathematik und Statistik kostenlos abgerufen werden. Die größten Beschränkungen für den freien Zugang bestehen noch in den Sozial- und Geisteswissenschaften sowie in den angewandten Wissenschaften, den Ingenieurwissenschaften und der Technik.

In einer kürzlich veröffentlichten Pressemitteilung der Europäischen Kommission wurde der offene Zugang als entscheidender Faktor zur Optimierung des Austauschs von Kenntnissen und damit der Innovation in Europa bezeichnet. Deshalb wird der offene Zugang für alle im Rahmen von "Horizont 2020", dem Forschungs- und Innovationsförderprogramm der EU für den Zeitraum 2014 bis 2020, finanzierten wissenschaftlichen Veröffentlichungen verbindlich vorgeschrieben. In der Mitteilung der Kommission wird empfohlen, dass die Mitgliedstaaten in ihren nationalen Programmen einen ähnlichen Ansatz wie die Kommission verfolgen sollten.

EU-Kommissarin Geoghegan-Quinn wies darauf hin, dass sich die Europäische Kommission für den freien Zugang in Europa einsetzt, auch was die Ergebnisse ihrer eigenen Forschungsförderung betrifft: "Der europäische Steuerzahler sollte für öffentlich finanzierte Forschung nicht zweimal bezahlen müssen. Aus diesem Grund haben wir vorgesehen, dass der freie Zugang zu Veröffentlichungen im Rahmen von "Horizont 2020", dem künftigen Programm zur Förderung von Forschung und Innovation, zur Regel wird."

Hintergrund
Durchgeführt wurde die Studie von Science-Metrix, einem Beratungsunternehmen für Forschungsbewertung. In der Studie erfasst wurden die 28 EU-Mitgliedstaaten sowie Brasilien, die ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien, Island, Israel, Japan, Kanada, Liechtenstein, Norwegen, die Schweiz, die Türkei und die Vereinigten Staaten. Zwei weitere Berichte desselben Unternehmens wurden heute ebenfalls veröffentlicht; darin werden die Maßnahmen zur Förderung des freien Zugangs sowie die Frage des freien Zugangs zu Daten untersucht.

Hinsichtlich der Maßnahmen für den freien Zugang wurde in der Studie festgestellt, dass die Mehrzahl der 48 großen Geldgeber für die Forschung die beiden Hauptformen des offenen Zugangs – also den freien Zugang zu Veröffentlichungen in Zeitschriften (den sogenannten "goldenen" oder hybriden freien Zugang) oder die Selbstarchivierung (den sogenannten "grünen" freien Zugang) für annehmbar hielten. Mehr als 75 Prozent dieser Einrichtungen akzeptierten Sperrfristen - also einen Zeitraum zwischen der Veröffentlichung und dem freien Zugang – von sechs bis zwölf Monaten.

Die dritte Studie hat jedoch ergeben, dass die Zahl der Maßnahmen, die den freien Zugang zu wissenschaftlichen Daten fördern, hinter der Zahl der Maßnahmen für den freien Zugang zu Veröffentlichungen zurückbleibt. Der freie Zugang zu Forschungsdaten entwickelt sich rasch in einem Umfeld, in dem Bürger, Einrichtungen, Verwaltungen, gemeinnützige Organisationen und privatwirtschaftliche Unternehmen in lockerer Zusammenarbeit Infrastrukturen, Normen, Prototypen und Geschäftsmodelle entwickeln. Im Zusammenhang mit "Horizont 2020”, dem Forschungs- und Innovationsförderprogramm der EU für den Zeitraum 2014-2020, wird die Kommission auch ein Pilotprojekt starten, das den freien Zugang zu Daten aus öffentlich geförderten Forschungsarbeiten zum Gegenstand hat, wobei jedoch die berechtigten Anliegen der wirtschaftlichen Interessen, des Datenschutzes und der Sicherheit der Empfänger von Fördermitteln berücksichtigt werden.

Die Kommission wird den freien Zugang zu wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu einem allgemeinen Grundsatz für "Horizont 2020" erklären. Ab 2014 müssen alle mit Fördermitteln aus "Horizont 2020" erstellten Artikel zugänglich sein. Dabei müssen diese Artikel entweder unmittelbar online vom Veröffentlicher zur Verfügung gestellt werden ("goldener" oder "hybrider" freier Zugang), wobei die Veröffentlichungskosten gegebenenfalls von der Europäischen Kommission erstattet werden können, oder die Forscher stellen ihre Artikel spätestens sechs Monate nach der Veröffentlichung (zwölf Monate in den Sozial- und Geisteswissenschaften) über ein frei zugängliches Archiv bereit ("grüner" freier Zugang).
(Europäische Kommission: ra)


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