Strategie für ein besseres Internet für Kinder
Neue EU-Strategie zum Schutz und zur Stärkung von Kindern in der Online-Welt
Aktionen zur Bekämpfung von Falschmeldungen, Cybermobbing und schädlichen und illegalen Inhalten erreichen jedes Jahr Tausende von Schulen und Millionen von Kindern, Eltern und Lehrern
Die EU-Kommission hat eine neue europäische Strategie für ein besseres Internet für Kinder (BIK+) angenommen, um altersgerechte digitale Dienste zu verbessern und um dafür zu sorgen, dass jedes Kind im Internet geschützt, befähigt und geachtet wird. In den letzten zehn Jahren haben sich die digitale Technik und die Art und Weise, wie Kinder sie nutzen, dramatisch verändert. Die meisten Kinder nutzen ihre Smartphones täglich und fast doppelt so viel wie noch vor zehn Jahren. Zudem beginnt die Nutzung in einem viel jüngeren Alter (siehe EU-Kids Online 2020). Moderne Geräte bieten viele Chancen und Vorteile, sie ermöglichen es Kindern, mit anderen zu interagieren, online zu lernen und sich unterhalten zu lassen. Aber diese Vorteile gehen auch mit Risiken einher, wie den Gefahren von Desinformation, Cybermobbing oder schädlichen und illegalen Inhalten, vor denen Kinder geschützt werden müssen.
Die neue europäische Strategie für ein besseres Internet für Kinder zielt auf barrierefrei zugängliche, altersgerechte und informative Online-Inhalte und -Dienste ab, die dem Wohl der Kinder dienen und ihren Interessen entsprechen.
Margrethe Vestager, die für das Ressort "Ein Europa für das digitale Zeitalter" zuständige Exekutiv-Vizepräsidentin, erklärte dazu: "Jedes Kind in Europa verdient es, in einem sicheren und förderlichen digitalen Umfeld zu gedeihen. Mit der neuen Strategie wollen wir den Zugang zu digitalen Geräten und digitalen Kompetenzen für Kinder und insbesondere Kinder in prekären Situationen fördern, Cybermobbing bekämpfen und alle Kinder vor schädlichen und illegalen Online-Inhalten schützen. All dies steht im Einklang mit unseren Grundwerten und digitalen Grundsätzen."
Dubravka Šuica, Vizepräsidentin für Demokratie und Demografie, erklärte: "Die neue Strategie für ein besseres Internet für Kinder wird dafür sorgen, dass Kinder online und offline dieselben Rechte genießen und kein Kind – ungeachtet seines geografischen, wirtschaftlichen und persönlichen Hintergrunds – zurückgelassen wird. Alle Kinder müssen online geschützt, befähigt und geachtet werden." Mit dieser Strategie setzen wir auch hohe Sicherheitsstandards und fördern die Stärkung und aktive Teilhabe der Kinder in der digitalen Dekade weltweit."
Der für den Binnenmarkt zuständige EU-Kommissar Thierry Breton ergänzte: "Europas digitale Dekade bietet Kindern große Chancen, aber die Technik birgt auch Risiken. Mit der neuen Strategie für ein besseres Internet für Kinder verschaffen wir den Kindern die Kompetenzen und Werkzeuge, damit sie sich in der digitalen Welt sicher und vertrauensvoll bewegen können. Wir rufen die Branche auf, im Einklang mit den EU-Vorschriften ihren Beitrag zur Schaffung eines sicheren, altersgerechten digitalen Umfelds für Kinder zu leisten."
Die neue europäische Strategie für ein besseres Internet für Kinder ist der digitale Arm der umfassenden EU-Kinderrechtsstrategie der Kommission und spiegelt den Digitalgrundsatz "Schutz und Befähigung von Kindern und Jugendlichen in der Online-Welt" wider.
Sie wurde zusammen mit einem Vorschlag für neue EU-Rechtsvorschriften zum Schutz der Kinder vor sexuellem Missbrauch angenommen.
Darüber hinaus folgt die Strategie auf die jüngste provisorische politische Einigung über das Gesetz über digitale Dienste, das neue Schutzvorkehrungen für Minderjährige enthält und den Online-Plattformen verbietet, Minderjährigen aufgrund von Profiling ausgewählte Werbung zu präsentieren.
Diese Themen wurden auch auf der Konferenz zur Zukunft Europas herausgestellt, auf der das Europäische Bürgerforum, das sich mit Werten und Rechten befasst, einen besseren Schutz Minderjähriger im Internet forderte. Diese Forderung wurde auf der Plenartagung der Konferenz gebilligt und ist in einem Vorschlag im Abschlussbericht der Konferenz enthalten, der den Präsidenten des Europäischen Parlaments, des Rates und der Europäischen Kommission vorgelegt wurde.
Grundsätze und Säulen der Strategie
In der neuen europäischen Strategie für ein besseres Internet für Kinder wird die Zielvorstellung für eine digitale Dekade für Kinder und Jugendliche dargelegt, die sich auf drei Säulen stützt: Sichere digitale Erfahrungen zum Schutz der Kinder vor schädlichen und illegalen Online-Inhalten, Verhaltensweisen und Risiken und zur Verbesserung ihres Wohlergehens durch ein sicheres, altersgerechtes digitales Umfeld.
Um die digitale Welt zu einem sicheren Ort für Kinder und Jugendliche zu machen, wird die Kommission einen EU-Verhaltenskodex für altersgerechte Gestaltung fördern und bis 2024 die Ausarbeitung einer europäischen Norm für die Online-Altersüberprüfung veranlassen. Außerdem wird sie bis 2023 prüfen, wie die geplante EUid-Brieftasche für die Altersüberprüfung verwendet, das rasche Melden illegaler und schädlicher Inhalte unterstützt und sichergestellt werden kann, dass Opfern von Cybermobbing unter der einheitlichen Rufnummer 116 111 geholfen wird.
Stärkung der digitalen Kompetenz, damit Kinder die Fähigkeiten und Kompetenzen erwerben, die sie brauchen, um fundierte Entscheidungen zu treffen und sich im Online-Umfeld sicher und verantwortungsbewusst auszudrücken.
Um die Stärkung der Kinder im digitalen Umfeld zu weiter fördern, wird die Kommission mithilfe des Netzes der Safer-Internet-Zentren, die das Rückgrat der Strategie bilden, Medienkompetenzkampagnen für Kinder, Lehrkräfte und Eltern organisieren. Überdies wird sie Lehrmodule für Lehrkräfte über das Portal betterinternetforkids.eu zur Verfügung stellen. Das Netz der auf nationaler und örtlicher Ebene aktiven Safer-Internet-Zentren in den Mitgliedstaaten wird die Unterstützung für Kinder in prekären Situationen verstärken und dazu beitragen, die digitale Kluft bei den Kompetenzen zu überwinden.
Aktive Teilhabe und Achtung der Kinder, indem ihnen Äußerungsmöglichkeiten im digitalen Umfeld eingeräumt werden – mit mehr kindgeführten Aktivitäten zur Förderung innovativer und kreativer sicherer digitaler Erfahrungen.
Im Hinblick auf eine größere Teilhabe von Kindern im digitalen Umfeld wird die Kommission beispielsweise Schulungen zu Online-Möglichkeiten und Online-Risiken unterstützen, die erfahrenere Kinder für andere Kinder durchführen, und alle zwei Jahre eine kindgeführte Bewertung der Strategie organisieren.
Zur Umsetzung dieser wichtigen Säulen fordert die Kommission die Mitgliedstaaten und die Branche auf, sich den Bemühungen anzuschließen und die diesbezüglichen Maßnahmen zu unterstützen.
Hintergrund
Mit der vorgelegten Strategie wird die im Jahr 2012 aufgestellte Europäische Strategie für ein besseres Internet für Kinder fortgeschrieben. Die Strategie von 2012 hat EU-weit das nationale politische Vorgehen beeinflusst und findet auch international Beachtung. So wird beispielsweise jedes Jahr weltweit der "Tag des sichereren Internet" begangen. Aktionen zur Bekämpfung von Falschmeldungen, Cybermobbing und schädlichen und illegalen Inhalten erreichen jedes Jahr Tausende von Schulen und Millionen von Kindern, Eltern und Lehrern.
Im März 2021 stellte die Kommission ihre erste umfassende EU-Kinderrechtsstrategie auf, in der sie auch eine Überarbeitung ihrer Strategie für ein besseres Internet für Kinder aus dem Jahr 2012 ankündigte.
Im Frühjahr 2021 wurden dazu mehr als 750 Kinder und Jugendliche in rund 70 Konsultationssitzungen, die von den Safer-Internet-Zentren in ganz Europa organisiert wurden, über ihre Gedanken und Ansichten zu Fragen der Online-Sicherheit, der Inhalte und der Kompetenzen befragt. Zudem wurden Umfragen und andere Konsultationen mit Eltern, Lehrkräften, Forschern, nationalen Experten für die Online-Sicherheit von Kindern und mit Partnern aus der Branche durchgeführt.
Die Ergebnisse, die in die europäische Strategie für ein besseres Internet für Kinder eingeflossen sind, zeigen, dass Kinder und Jugendliche die Risiken und Chancen im Internet oft gut verstehen, z. B. im Hinblick auf schädliche Inhalte, Cybermobbing oder Desinformation. Außerdem wollen sie in Angelegenheiten, die sie betreffen, gehört werden. Allerdings sind viele Kinder und Jugendliche in Europa, insbesondere solche, die sich in prekären Situationen befinden, noch nicht voll und ganz in die digitale Welt eingebunden. Zu den Faktoren, die dieser Ausgrenzung zugrunde liegen, zählen Armut, fehlende Netzanbindung, Mangel an geeigneten Geräten und fehlende digitale Kompetenz oder mangelndes Selbstvertrauen. (Europäische Kommission: ra)
eingetragen: 30.05.22
Newsletterlauf: 25.07.22
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