Sie sind hier: Home » Markt » Hintergrund

Basel III-Beschlüsse der EU-Finanzminister


Strengere Eigenkapitalregeln für Banken: Mittelstand sucht neue Finanzierungsquellen
Die höhere Eigenkapitalquote führt dazu, dass Kredite für den Mittelstand knapper und teuer werden sowie mit mehr Sicherheiten hinterlegt werden müssen


(31.05.12) - Durch die Beschlüsse der EU-Finanzminister, im Rahmen von Basel III strengere Banken-Eigenkapitalregeln einzuführen, sieht der Bundesverband IT-Mittelstand e.V. (Bitmi) den Mittelstand überproportional belastet. Die höhere Eigenkapitalquote für die rund 8.300 Banken und Kreditinstitute in der EU führt dazu, dass Kredite für den Mittelstand knapper und teuer werden sowie mit mehr Sicherheiten hinterlegt werden müssen. Nach Ansicht von BITMI-Präsident Dr. Oliver Grün ist es daher erforderlich, für den heimischen IT-Mittelstand weitere Finanzierungsquellen zu schaffen. Als Alternative regt der nach eigener Einschätzung einzige deutsche IT-Verband, der ausschließlich mittelständische Interessen vertritt, ein mittelständisch geprägtes Private-Equity-Gesetz sowie einen speziellen IT-Fonds Deutschland an.

'Im Gegensatz zu Ländern wie den USA oder Großbritannien haben die Kreditinstitute gerade in Deutschland eine herausragende Bedeutung für die Mittelstandsfinanzierung', erläutert Grün. Nach Einschätzung des Bitmi-Präsidenten könnten ein solches Private-Equity-Gesetz und der IT-Fonds Deutschland dazu beitragen, die Abhängigkeit von Bankkrediten zu verringern. 'Gleichzeitig könnte der Mittelstand dadurch an frisches Kapital gelangen, ohne dass die Betriebe Gefahr laufen, die Kontrolle über ihr Unternehmen zu verlieren.' Dies würde nach Angaben von Grün vor allem mittelständische Wachstumsfirmen und Neugründungen fördern und dazu beitragen, dass zukünftig Global Player wie eBay, Google, Facebook und Co. auch wieder aus Deutschland kommen.

Zwar betont Grün, dass auch durch das Inkrafttreten von Basel III weiterhin der Mittelstandskompromiss von Basel II Bestand haben wird. 'Jedoch werden nach Expertenmeinung angesichts der eingeschränkten Risikoübernahmemöglichkeiten die Kreditinstitute vor allem Betriebe im mittleren Rating mit höheren Finanzierungskosten oder mehr Sicherheiten belegen.' Aus diesem Grund fordert der Bitmi eine deutliche Absenkung der Risikogewichte für Kredite an den Mittelstand. Die Überlegungen der Bundesbank, für Mittelstandskredite Ausnahmen zuzulassen, werden vom IT-Verband daher ausdrücklich begrüßt.

Nach den Beschlüssen der EU-Finanzminister können einzelne Staaten die geforderte Kernkapitalquote von maximal sieben Prozent um bis zu fünf Prozentpunkte erhöhen. Bislang mussten die Kreditinstitute nur zwei Prozent ihrer riskanten Geschäfte mit hartem Kernkapital unterlegen. Die Beschlüsse der EU-Finanzminister müssen noch mit dem EU-Parlament abgestimmt werden, das bei der Gesetzgebung mitentscheidet. Das von den G-20-Staaten VEREinbarte Basel III-Regelwerk muss danach von den einzelnen Ländern noch jeweils in nationales Recht umgesetzt werden, damit es für die Banken verbindlich wird. Dies soll bis Ende 2012 geschehen, damit die Regeln wie geplant ab 2013 in Kraft treten können. Die bessere Kapitalausstattung der Banken soll weitere Finanzkrisen verhindern helfen.

Für Grün gehen die Beschlüsse jedoch am eigentlichen Problem vorbei. Dieses ist nach Ansicht des Bitmi-Präsidenten die Reform des Banken- und Finanzsystems. 'Es ist fraglich, ob mit den beschlossenen Maßnahmen zukünftig Finanzkrisen verhindert werden können.' Viele Banken waren in der Vergangenheit zu hohe Risiken eingegangen, die Steuerzahler mussten Banken mit zig Milliarden Euro retten. Ab 2013 sollen Banken schrittweise bis 2019 die Quote des harten Kernkapitals, also eigene Aktien oder Gewinne, von derzeit zwei auf sieben Prozent erhöhen. Grün sieht dies jedoch als falsches Signal für den IT-Mittelstand und hofft auf Nachbesserungen. 'Mit dem Private-Equity-Gesetz und einem IT-Fonds Deutschland zur Anregung eines erweiterten Risikokapital-Engagements in deutsche IT-Firmen erschließen wir uns unabhängig von Basel III neue Finanzierungsquellen, die für den IT-Standort Deutschland langfristig unerlässlich sind', da ist sich der Bitmi-Präsident sicher. (Bitmi: ra)

BITMi: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Europäische Kommission

  • Verluste von Kunststoffpellets verringern

    Die Europäische Kommission begrüßt die zwischen dem Europäischen Parlament und dem Rat erzielte vorläufige Einigung über den Vorschlag der Kommission, die Verschmutzung durch Mikroplastik durch Kunststoffpellets in der gesamten Wertschöpfungskette, auch während des Transports, insbesondere auf See, zu regulieren und zu verhindern. Die neue Verordnung wird die Umwelt schützen und gleichzeitig sicherstellen, dass die europäischen Industrien weiterhin nachhaltig operieren und expandieren können.

  • Schutz vor möglichen Risiken in Spielzeug

    Die Europäische Kommission begrüßt die vorläufige politische Einigung zwischen dem Europäischen Parlament und dem Rat über die neuen Vorschriften für die Sicherheit von Spielzeug im Anschluss an den Vorschlag der Kommission für eine Verordnung über die Sicherheit von Spielzeug vom 28. Juli 2023. Die neue Verordnung wird die Verwendung schädlicher Chemikalien wie PFAS, endokrine Disruptoren und Bisphenole in Spielzeug verbieten. Alle Spielzeuge werden über einen digitalen Produktpass verfügen, um zu verhindern, dass unsicheres Spielzeug, das online und offline verkauft wird, in die EU gelangt.

  • Zusammenarbeit im Verbraucherschutz (CPC-Netz)

    Die Europäische Kommission und die nationalen Verbraucherschutzbehörden von 25 Mitgliedstaaten sowie Island und Norwegen haben die Ergebnisse einer Überprüfung ("Sweep") von Online-Händlern, die Gebrauchtwaren wie Kleidung, elektronische Geräte oder Spielzeug verkaufen, veröffentlicht. "Sweeps" werden von der Europäischen Kommission koordiniert und von den nationalen Durchsetzungsbehörden zeitgleich durchgeführt. Mit dem aktuellen Sweep sollte überprüft werden, ob die Praktiken dieser Händler mit dem EU-Verbraucherrecht im Einklang stehen. Die Verbraucherschutzbehörden überprüften 356 Online-Händler und stellten fest, dass 185 (52 Prozent) von ihnen möglicherweise gegen das EU-Verbraucherrecht verstoßen.

  • Ziele Wettbewerbsfähigkeit und Klimaschutz

    Die Europäische Kommission hat ein neues Paket von Vorschlägen zur Vereinfachung der EU-Vorschriften und zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit angenommen, das zusätzliche Investitionen freisetzen soll. Dies ist ein wichtiger Schritt nach vorn bei der Schaffung günstigerer Rahmenbedingungen für Unternehmen in der EU, damit diese wachsen, innovativ sein und hochwertige Arbeitsplätze schaffen können.

  • Stärkung der Arzneimittel-Lieferketten

    Die Kommission hat einen Vorschlag für eine Verordnung vorgelegt, mit der die Verfügbarkeit kritischer Arzneimittel in der EU verbessert werden soll. Ziel des Vorschlags ist es, die menschliche Gesundheit zu schützen, indem Anreize für eine Diversifizierung der Lieferkette geschaffen werden und die Herstellung von Arzneimitteln in der EU gefördert wird. Dadurch wird die Arzneimittelbranche in der EU unterstützt, die einen großen Anteil an unserer Wirtschaftsleistung hat.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen