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Aufbau europaweiter Forschungsinfrastrukturen


Drei neue EU-Forschungsinfrastrukturen für die Biowissenschaften zu den Themen: Klimawandel, Krankheiten und Lebensmittelsicherheit
Europaweiten Zugang zu Viren, Bakterien und Pilzen deutlich verbessern

(10.05.11) - Die Forschungsminister und die Europäische Kommission haben grünes Licht gegeben für drei neue europaweite Forschungsinfrastrukturen im Bereich der Biowissenschaften. Diese neuen Großeinrichtungen werden dazu beitragen, Forschung und Innovation in gesellschaftlichen Kernfragen – wie Klimawandel, Gesundheit und Aufrechterhaltung einer ausreichenden und qualitativ hochwertigen Lebensmittelversorgung – voranzubringen. Die drei Projekte werden von verschiedenen Mitgliedstaaten und der EU gemeinsam finanziert.

Sobald ihr Aufbau abgeschlossen ist, stehen sie Forschern aus der EU und in einigen Fällen auch Forschern aus Drittländern offen. Frankreich wird eine Infrastruktur koordinieren, die sich mit der Frage befasst, wie Ökosysteme auf eine veränderte Umwelt und Bodennutzung reagieren. Das Vereinigte Königreich wird die Einrichtung einer Infrastruktur zur Systembiologie koordinieren, die zu Anwendungen in der Pharmazie, im Gesundheitswesen und in der Landwirtschaft führen soll.

Die dritte neue Infrastruktur, die in Frankreich und Deutschland entwickelt wird, soll den europaweiten Zugang zu Viren, Bakterien und Pilzen deutlich verbessern, die für die Erforschung von human- und pflanzenpathogenen Infektionen sowie für Forschungsarbeiten zur Biosicherheit benötigt werden. Diese Infrastrukturen sind Teil des veröffentlichten aktualisierten Fahrplans des Europäischen Strategieforums für Forschungsinfrastrukturen (ESFRI). Die Gesamtinvestition für deren Errichtung wird mit etwa 0,7 Mrd. EUR veranschlagt.

Máire Geoghegan-Quinn, EU-Kommissarin für Forschung, Innovation und Wissenschaft hierzu: "Die Bündelung nationaler und EU-Mittel für den Aufbau europaweiter Forschungsinfrastrukturen ist sinnvoller als nationale Alleingänge und ein Kernelement des Innovationsplans der EU. Diese gemeinsamen Anstrengungen ermöglichen Größeneinsparungen, steigern die Wettbewerbsfähigkeit der EU und sind kostengünstig für die Steuerzahler. Die Infrastrukturen für die Biowissenschaften, die wir ankündigen, können einen wichtigen Beitrag dazu leisten, einige der größten Probleme, mit denen wir konfrontiert sind, wie Klimawandel, Bedrohungen der menschlichen Gesundheit und unserer Lebensmittelversorgung, zu bewältigen".

Außerdem wurden dem ESFRI-Fahrplan noch drei Energieinfrastrukturprojekte hinzugefügt, die bereits im November 2010 angekündigt wurden.

Drei neue Forschungsinfrastrukturen für die Biowissenschaften
Biogeochemische Kreisläufe und die Biodiversität stehen im Mittelpunkt der Frage des Klimawandels und der Sicherheit der Lebensmittelversorgung. Die von Frankreich koordinierte Infrastruktur für Analysen und Versuche im Zusammenhang mit Ökosystemen ("Infrastructure for Analysis and Experimentation on Ecosystems" - ANAEE) soll es ermöglichen, der derzeitigen Fragmentierung der Ökosystemforschung in Europa entgegenzuwirken und einen koordinierten Satz von Versuchsplattformen für die Analyse, Ermittlung und Prognose von Reaktionen des Ökosystems auf Umweltveränderungen sowie geeignete Managementtechniken zu entwickeln. Mit diesem Projekt werden erstmals Großanlagen für die experimentelle Analyse und die Modellierung in der Ökosystemforschung in Europa zusammengebracht. Damit werden die Voraussetzungen geschaffen, um neue Erkenntnisse über die terrestrischen Ökosysteme und die potenziellen Auswirkungen des Klimawandels zu gewinnen. Die Infrastruktur wird ihre Tätigkeit 2015 aufnehmen. Die Kosten für Vorbereitung und Aufbau werden mit 210 Mio. EUR veranschlagt. Das Projekt wird von Einrichtungen aus 20 Mitgliedstaaten und assoziierten Ländern unterstützt.

Die vom Vereinigten Königreich koordinierte Infrastruktur für Systembiologie in Europa ("Infrastructure for Systems Biology-Europe“ - ISBE) soll die Konvergenz der Biowissenschaften mit der Informationstechnologie und der Systemwissenschaft unterstützen. Insbesondere geht es hierbei darum, Verbindungen zwischen der Systembiologie und Spitzenforschern sowie Verzeichnissen zur Speicherung und Archivierung von Daten und Modellen herzustellen. Damit werden Forscher in die Lage versetzt, die Folgen der Interaktion biologischer Komponenten auf die Funktionsweise lebender Organismen zu untersuchen und Modelle zur Darstellung dieser Interaktionen zu schaffen. Die Systembiologie findet Anwendung in der Medizin, etwa bei der Entwicklung von Arzneimitteln, ist aber aber auch für die Landwirtschaft, Gesundheit und die Umwelt relevant. Die ISBE wird ihre Tätigkeit 2017 aufnehmen. Die Kosten für den Aufbau werden mit etwa 300 Mio. EUR veranschlagt. Organisationen aus 13 Mitgliedstaaten und assoziierten Ländern haben ihr Interesse an dieser Infrastruktur bekundet.

Die von Frankreich koordinierte EU-Forschungsinfrastruktur für mikrobielle Ressourcen ("EU Microbial Resource Research Infrastructure“ - MIRRI), die in Frankreich und Deutschland entwickelt wird, soll den Zugang zu den besten mikrobiellen Ressourcen erleichtern, d. h. zu Viren-, Bakterien- und Pilzstämmen, die das wichtigste Ausgangsmaterial für die Biotechnologie sind. Dies wird sich spürbar auf die Forschung in den Sektoren Landwirtschaft, Lebensmittel, Gesundheit und Biotechnologie auswirken. Die Anwendungen reichen von der Erforschung von Pflanzenpathogenen im Hinblick auf Hygiene und Tiergesundheit bis zu Forschungsarbeiten zu Humanpathogenen und zur Biosicherheit. MIRRI wird die europäische Plattform für Mikroorganismen innerhalb des künftigen Globalen Netzwerks von Zentren für Biologische Ressourcen ("Global Biological Resource Centre Network“ - GBRCN) aufbauen. Die Infrastruktur wird ihre Tätigkeit voraussichtlich 2014 aufnehmen. Die Gesamtkosten für den Aufbau werden mit etwa 190 Mio. EUR veranschlagt. Das Projekt wird von Einrichtungen aus 24 Mitgliedstaaten und assoziierten Ländern unterstützt.

Hintergrund
Das Europäische Strategieforum über die Forschungsinfrastrukturen (ESFRI) wurde 2002 gegründet, nachdem der Europäische Rat das Arbeitspapier der Kommissionsdienststellen mit dem Vorschlag für das neue Forum gebilligt hatte. Ihm gehören leitende Beamte an, die von den Forschungsministerien der 27 EU-Mitgliedstaaten und den zehn assoziierten Ländern (Albanien, Kroatien, Island, Isra4el, Liechtenstein, Montenegro, Norwegen, Schweiz, Serbien und Türkei) ernannt werden. Auch die Europäische Kommission hat einen leitenden Beamten für das ESFRI ernannt. Den für zwei Jahre gewählten Vorsitz führt derzeit Beatrix Vierkorn-Rudolph (Deutschland).

Der erste ESFRI-Fahrplan wurde 2006 veröffentlicht. Insgesamt sind in dem aktualisierten Fahrplan 48 Infrastrukturen aufgeführt (siehe Anhang). Darunter befinden sich derzeit 10 im Aufbau mit einem Kostenvolumen von etwa 3,6 Mrd. EUR und weitere 38 sind geplant. Davon machen 16 Infrastrukturen so gute Fortschritte, dass ihre Errichtung Ende 2012 beginnen könnte und damit das Innovationsziel der EU, bis 2015 mit dem Aufbau von 60 Prozent der ESFRI-Infrastrukturen begonnen zu haben, erreicht würde. Die Gesamtkosten für den Aufbau aller im Fahrplan genannten Einrichtungen werden sich auf etwa 16 Mrd. EUR belaufen, die Betriebskosten werden mit 1,6 Mrd. pro Jahr veranschlagt.

In den nächsten Jahrzehnten wird sich ESFRI hauptsächlich mit der Realisierung der im Fahrplan genannten Infrastrukturen befassen. Auch wird es die Zusammenarbeit mit den europäischen Forschungs- und Innovationsorganisationen und mit der europäischen Industrie stärken. Ziel des Forums ist es außerdem, eine Bewertungsmethodik für europaweite Forschungsinfrastrukturen zu entwickeln.

Die ESFRI-Forschungsinfrastrukturen finanzieren sich vorwiegend aus nationalen Mitteln, ergänzt durch Mittel aus dem EU-Haushalt.

Im 7. Forschungsrahmenprogramm der Europäischen Union sind für den Zeitraum 2007-13 für alte und neue Forschungsinfrastrukturen Mittel in Höhe von 1,7 Mrd. EUR vorgesehen. Rund 560 Mio. EUR, davon 200 Mio. EUR als Beitrag zur Fazilität für Finanzierungen auf Risikoteilungsbasis, wurden gezielt für die Entwicklung neuer Forschungsinfrastrukturen bereitgestellt. Etwa 171 Mio. EUR flossen bislang in die Vorbereitung der im ESFRI-Fahrplan genannten Projekte. Etwa 22,5 Mio. EUR wurden für die jüngst dem Fahrplan zugefügten Infrastrukturen für Energie und Biowissenschaften vorgemerkt.

Weitere 10 Mrd. EUR stammen aus den Strukturfonds der EU. Ferner können für den Aufbau von Forschungsinfrastrukturen Darlehen von der Europäischen Investitionsbank gewährt werden.

Links:
Näheres zu ESFRI: http://ec.europa.eu/research/esfri

Informationen über die Union der Innovation:
http://ec.europa.eu/research/innovation-union/index_en.cfm
(Europäische Kommission: ra)




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