Sie sind hier: Home » Markt » Nachrichten

Demonstration gegen Vorratsdatenspeicherung


"Freiheit statt Angst - Stoppt den Überwachungswahn": Organisationen und Parteien rufen zur Demonstration am 22. September 2007 auf
Die von Deutschland forcierte EU-Richtlinie zur Vorratsspeicherung soll bis 1. Januar 2008 in deutsches Recht umgesetzt werden – Allmacht einer Exekutive, die keinerlei verfassungsrechtliches Gewissen mehr hat


"Schäuble-Eselsohr"
"Schäuble-Eselsohr" Aktion gegen Vorratsdatenspeicherung

(14.09.07) - Über 50 Bürgerrechtsverbände, politische Gruppen, Organisationen der Zivilgesellschaft und Parteien rufen für Samstag, den 22. September 2007 unter dem Motto "Freiheit statt Angst - Stoppt den Überwachungswahn" zu einem friedlichen Marsch durch Berlin auf, um gegen die ausufernde Überwachung durch Staat und Wirtschaft zu protestieren. Neben den im Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung (http://www.vorratdatenspeicherung.de) zusammengeschlossenen Datenschutzvereinigungen wie dem FoeBuD, FIfF, STOP1984 und der Humanistische Union ruft eine beeindruckende Anzahl weiterer gesellschaftlicher Gruppen zur Demonstration auf, darunter viele Journalistenverbände, die Gewerkschaft ver.di, das gewerkschaftsnahe LabourNet, die Evangelische Konferenz für Telefonseelsorge, der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) sowie der Chaos Computer Club (CCC).

"Wir werden nicht zulassen, dass Schäuble uns auf der privaten Festplatte herumschnüffelt oder unsere Anrufe und Emails zählt", sagte CCC-Sprecherin Constanze Kurz. Mit dem Bundesvorstand von Bündnis 90/Die Grünen, der Berliner FDP-Fraktion, Linkspartei.PDS in Berlin, den Jungen Liberalen, der Grünen Jugend, den Jusos in der SPD, der ÖDP und der Piratenpartei findet der Marsch auch Unterstützung aus der Mehrheit der Parteien.

Stark vertreten sind ebenfalls ärztliche Vereinigungen - sowohl die Freie Ärzteschaft e.V., der Verein Demokratischer Ärztinnen und Ärzte, der NAV Virchow-Bund - Verband der niedergelassenen Ärzte Deutschlands, als auch die IPPNW - Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges/Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. haben sich dem Aufruf angeschlossen.

Dem Thema "Gläserner Patient" wird dabei im Demonstrationszug ein eigener Wagen gegen die elektronische Krankenakte bzw. Gesundheitskarte mit Speicherchip gewidmet sein. Mit dem "Schäuble-Eselsohr" (http://wiki.vorratsdatenspeicherung.de/Online-Demo) beteiligen sich zudem hunderte Blogger und Homepage-Betreiber an einer begleitenden Demonstration im World Wide Web. Aus Sicht des "Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung" als Initiator des Aufrufs ist es höchste Zeit gegen permanente Verschärfungen von Sicherheits- und Überwachungsgesetzen und für die Bewahrung der Grundrechte auf die Straße zu gehen.

Die Demonstration wendet sich unter anderem gegen die Vorratsspeicherung des Telekommunikationsverhaltens der gesamten Bevölkerung, gegen heimliche Online-Durchsuchungen von Computern, gegen Biometrie und RFID-Chips in Ausweisen und Pässen, gegen die Speicherung von Krankheitsbefunden auf zentralen Servern und gegen die zunehmende Kameraüberwachung des öffentlichen Raumes.

"Die Vorratsdatenspeicherung ist vehement abzulehnen," ist Prof. Hans-Jörg Kreowski, Vorsitzender des Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung (FIfF) e.V. überzeugt, "weil sie einen völlig ungerechtfertigten Eingriff in die Privatsphäre der Bürgerinnen und Bürger in der Europäischen Union darstellt und diese alle unter den Generalverdacht des Terrorismus, der Schwerstkriminalität und der Mitgliedschaft in kriminellen Vereinigungen stellt. Daher unterstützen wir den Arbeitskreis und rufen auch zur Demonstration am 22. September in Berlin auf!"

Auch die Free Software Foundation Europe (FSFE) unterstützt die Demonstration. Sie sieht eine besonders eklatante Gefahr in den Plänen zur Onlinedurchsuchung: "Nicht nur, dass Aufwand und Ertrag in keinem Verhältnis zueinander stehen. Viel schlimmer ist, dass damit ein Angriff auf unsere Kultur und unser Rechtssystem unternommen wird. Gerade wir Deutsche sollten aus unseren schlechten Erfahrungen mit derlei Spitzeldiensten gelernt haben. Und schließlich wird unsere Exportwirtschaft Schaden nehmen: Wer kauft schon Software, von der man annehmen muss, dass sie von den Behörden des Heimatlands mit Spionageelementen verseucht ist?", sagte Bernard Reiter von der FSFE.

Auf der Abschlusskundgebung vor dem Brandenburger Tor wird unter anderem der schleswig-holsteinische Datenschutzbeauftragte Dr. Thilo Weichert zu den Teilnehmern sprechen. Weitere Rednerinnen und Redner sind u.a. Dr. Bernd Blömeke, Leiter der Telefonseelsorge im Diakonischen Werk der EKD und Sabine Lüders, Allgemeinärztin von der Freien Ärzteschaft. Während der Kundgebung wird eine CD-ROM verteilt, die Hintergrundinformationen und verschiedene Programme enthält, mit denen man die Vorratsdatenspeicherung abschwächen kann.

Eine Vorschau auf die CD findet sich bereits unter
http://www.vorratsdatenspeicherung.de/CD/preview.

Um möglichst vielen Menschen die Teilnahme an der Demonstration zu ermöglichen, hat der Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung Sonderbusse ab Bremen, Hamburg, Bielefeld und Mainz organisiert. Tickets können ab sofort bestellt werden.

Eine Übersicht der Sonderbusse findet sich auf: http://wiki.vorratsdatenspeicherung.de/Demonstration_in_Berlin_am_22._September_2007#Anreise.

Mit dem Song "Grundrechtsterror" vom Projekt "Bundestag United" (http://stop1984.com/Grundrechtsterror.mp3) ist eine Hymne für die Demonstration entstanden, die sich mittels Sprachausschnitten unter anderem von Bundesinnenminister Schäuble kritisch mit dem Überwachungswahn der Regierenden beschäftigt. Bundeskanzlerin Merkel erkennt darin etwa an, dass die Kriminalitätsängste in der Bevölkerung irrational seien, schlägt jedoch als Gegenmaßnahme noch mehr Überwachung vor.

Am Ende des Liedes warnt der Strafrechtsprofessor Peter-Alexis Albrecht (http://www.heise.de/newsticker/meldung/89651) eindringlich vor dem "Wahnsinn" der "Allmacht einer Exekutive, die keinerlei verfassungsrechtliches Gewissen mehr hat". Aufgrund der großen Unterstützung rechnen die Organisatoren für den 22. September mit einer noch deutlich höheren Beteiligung als bei der letzten Demonstration gegen den "Sicherheits- und Überwachungswahn" im April in Frankfurt am Main, bei der bereits 2000 Menschen auf die Straße gegangen waren.

Der Demonstrationsaufruf findet sich im Wortlaut unter
http://www.FreiheitstattAngst.de.
(Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung: ra)

Lesen Sie auch zum Thema Online-Durchsuchung:
Online-Durchsuchung: Mit dem Keylogger zum Ziel
LHG-BW-Veranstaltung: Online-Durchsuchung
Online-Durchsuchung ist erfolgreiches Hacking
Schutz sensibler persönlicher Daten
Datenschutz und Online-Durchsuchungen
Online-Durchsuchungen im BKA-Gesetz
Anti-Terror contra Datenschutz
Bundestrojaner schadet Made in Germany
Verdeckte Online-Durchsuchung rechtswidrig

Lesen Sie mehr zum Thema Vorratsdatenspeicherung:
Einführung der Vorratsdatenspeicherung
Verdachtsunabhängige Vorratsdatenspeicherung


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Markt-Nachrichten

  • Massiver Datenschutzverstoß

    Vierzehn Menschenrechts- und Digitalrechtsorganisationen - darunter auch die Deutsche Vereinigung für Datenschutz e.V. (DVD) - starteten, koordiniert von Liberties, die Kampagne #StopSpyingOnUs, indem sie gleichzeitig in neun EU-Ländern bei ihren nationalen Datenschutz-Aufsichtsbehörden Beschwerden gegen illegale Verfahren der verhaltensorientierten Werbung einreichen. Zu den Ländern, die an der Kampagne teilnehmen, gehören Deutschland, Belgien, Italien, Frankreich, Estland, Bulgarien, Ungarn, Slowenien und die Tschechische Republik. Dies ist die dritte Welle einer Kampagne, die 2018 begann. Die ersten Beschwerden wurden bei den britischen und irischen Datenschutzbehörden eingereicht.

  • Tausende Briefkastengesellschaften vorgehalten

    Seit drei Jahren ermittelt das Bundeskriminalamt im Auftrag der Staatsanwaltschaft München I wegen des Verdachts der Geldwäsche gegen insgesamt drei Beschuldigte. Ab 18.02.2019 erfolgte die gleichzeitige Beschlagnahme von vier Immobilien in Schwalbach am Taunus, Nürnberg, Regensburg und Mühldorf am Inn im Gesamtwert von rund 40 Millionen Euro. Daneben wurde ein Konto bei einer Bank in Lettland mit einem erwarteten Guthaben in Höhe von ca. 1,2 Millionen Euro beschlagnahmt, welches aus der Veräußerung einer weiteren Immobilie in Chemnitz herrührt. Zusätzlich wurde die vorläufige Sicherung von Kontoguthaben bei diversen Banken in Deutschland auf der Grundlage von Vermögensarresten in Höhe von ca. 6,7 Millionen Euro bei zwei beteiligten Immobiliengesellschaften in Deutschland veranlasst.

  • Korruption: Dunkelfeld weiterhin sehr groß

    Das Bundeskriminalamt (BKA) hat 2017 einen Rückgang der Korruptionsstraftaten registriert. Wie aus dem veröffentlichten Bundeslagebild Korruption hervorgeht, nahm die Zahl dieser Straftaten im Vergleich zum Vorjahr um 25 Prozent auf 4.894 ab. Damit wurde 2017 die niedrigste Anzahl von Korruptionsstraftaten seit fünf Jahren gemeldet. Das BKA führt diese Entwicklung unter anderem auf etablierte Compliance-Strukturen in Unternehmen und Behörden sowie auf die damit verbundene Sensibilisierung der Mitarbeiter zurück. Einen Grund zur Entwarnung liefern die Zahlen indes nicht: Nur ein Teil aller begangenen Korruptionsstraftaten wird polizeilich bekannt. Das Dunkelfeld wird weiterhin als sehr groß eingeschätzt.

  • Organisierte Kriminalität ist transnational

    "Die Organisierte Kriminalität hat viele Gesichter und Betätigungsfelder. Damit ist und bleibt das Bedrohungs- und Schadenspotential, das von Organisierter Kriminalität ausgeht, unverändert hoch", so BKA-Präsident Holger Münch bei der heutigen Pressekonferenz im BKA-Wiesbaden zur Vorstellung des Lagebildes Organisierte Kriminalität 2017. Die Gesamtzahl der Ermittlungsverfahren gegen Gruppierungen der Organisierten Kriminalität liegt auf unverändert hohem Niveau: 2017 wurden 572 OK-Verfahren registriert (2016: 563). Rund 1/3 der OK-Gruppierungen ist im Bereich der Rauschgiftkriminalität (36,2 Prozent) aktiv. Damit ist und bleibt Drogenhandel das Hauptbetätigungsfeld von OK-Gruppierungen, gefolgt von Eigentumskriminalität (16,4 Prozent). An dritter Stelle findet sich Wirtschaftskriminalität (11,0 Prozent). Der polizeilich erfasste Schaden lag 2017 bei rund 210 Millionen Euro (2016: rund 1 Mrd. Euro).

  • Finanzermittlungen der Ermittlungsbehörden

    Der FIU-Jahresbericht für das Jahr 2016 verzeichnet mit rund 40 Prozent die höchste Steigerungsrate an Geldwäscheverdachtsmeldungen innerhalb der letzten 15 Jahre. Insgesamt 40.690 (2015: 29.108) Verdachtsmeldungen nach dem Geldwäschegesetz wurden an die FIU übermittelt, der Großteil davon von den Kreditinstituten. Mit 38 Prozent (2015: 32 Prozent) sind die meisten Bezüge zum Deliktsbereich Betrug festgestellt worden. Darunter fallen zum Beispiel auch der Warenbetrug über das Internet und der CEO-Fraud. Durch die Erkenntnisse, die direkt aus den Verdachtsmeldungen gewonnen werden konnten und den anschließenden verfahrensunabhängigen Finanzermittlungen stellten die Ermittlungsbehörden insgesamt Vermögenswerte von rund 69, 8 Millionen Euro sicher. Das sind 10 Prozent mehr als im Vorjahr.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen