Sie sind hier: Home » Markt » Nachrichten

Opfer von Lehmann-Brothers formieren sich


Schutzverein der Bankkunden e.V. formiert Interessengemeinschaft der Geschädigten mit "Lehman-Zertifikaten"
Strafantrag gegen die Verantwortlichen der staatlichen Förderbank KfW gestellt, unter anderem wegen des Verdachts der Untreue


(17.10.08) - Nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman-Brothers drohen deutschen Banken massive Regressforderungen von Anlegern, die mit Lehman-Zertifikaten ihr Geld verloren haben. Es steht der Vorwurf im Raum, deutsche Banken hätten ihre Anleger ins Messer laufen lassen, obwohl die angespannte finanzielle Situation des amerikanischen Bankhauses längst bekannt gewesen sei.

Der Schutzverein der Bankkunden e.V. (www.schutzverein.org) stellte bereits Strafantrag gegen die Verantwortlichen der staatlichen Förderbank KfW, unter anderem wegen des Verdachts der Untreue zu Lasten der KfW gemäß § 266 StGB. Es steht der Vorwurf im Raum, dass am Freitag, 12.09.2008 zwar die Verantwortlichen der KfW über die Entwicklung von Lehman und die anstehende Zahlung beraten hätten, und zwar unter Zugrundelegung der aktuellen Medienberichte, wonach die drohende Insolvenz der amerikanischen Investmentbank schon thematisiert wurde, die Überweisung dennoch ausführen ließen.

Die sich über das Wochenende zuspitzende Lage von Lehman sowie die Berichte in der Nacht von Sonntag auf Montag über deren Insolvenz hatten die Verantwortlichen in der KfW offenbar nicht bewogen, die Überweisung noch zu stoppen, welche tatsächlich am Montag, 15.09.2008 um 08:37 über rd. 350 Mio. Euro durchgeführt wurde.

Ungeachtet, dass diese Transaktion der KfW-Bank die Bezeichnung durch die BILD-Zeitung als "Deutschlands dümmste Bank" einbrachte, steht ein immenser Schaden fest. Vermutlich ist das Geld mindestens zur Hälfte verloren. Der genaue Betrag hängt von der Konkursquote von Lehman ab.

Sollte sich der aufgeworfene Verdacht bestätigen, wonach deutsche Banken bereits vor dem Insolvenzantrag von Lehman-Brothers Kenntnis von den katastrophalen Quartalszahlen gehabt hatten, diese trotzdem ihren Kunden Lehman-Zertifikate verkauften, könnten sich Schadensersatzansprüche gegen die beratende Bank unter anderem wegen völlig unzureichender Aufklärung ergeben, zumal viele Käufer von Lehman-Zertifikaten von ihren Hausbanken nicht nur mangelhaft beraten, sondern häufig mit der Aussicht auf lukrative Rendite (bis zu 9 Prozent) gelockt wurden. Mündlich wurde den Käufern der Zertifikate kein Hinweis erteilt, wonach es sich um eine hochspekulative, also risikoreiche Geldanlage handle.

So formieren sich derzeit nach aktueller Berichterstattung Anleger, die über die City-Bank Lehman-Zertifikate erworben haben, um gemeinsam ihre Schadensersatzansprüche durchzusetzen.

Zwar gilt Lehmann-Brothers als relativ kleiner Spieler auf dem Zertifikate-Markt für Investoren in Deutschland. Dennoch könnte Anlegern, die Lehmann-Papiere halten, unter Umständen der Totalverlust drohen.

Für den Fall der gerichtlichen Geltendmachung ist es erforderlich, der Bank konkret einen Fehler bei der Beratung nachzuweisen, was oftmals dann schwierig ist, wenn ein Anleger ohne Zeugen beim Beratungsgespräch mit seinem Banker war. Der Schutzverein der Bankkunden e.V. beabsichtigt die Gründung einer Interessensgemeinschaft der geschädigten Anleger. Seine Vertrauensanwälte sollen geschädigten Anlegern Wege zeigen, wie der drohende Totalverlust in Grenzen gehalten werden kann.

Dementsprechend können sich Anleger von Lehmann-Brothers-Zertifikaten mit dem Schutzverein der Bankkunden e.V. in Verbindung setzen. Der Schutzverein der Bankkunden e.V. hat zudem einen Überblick erstellt, wie sicher oder wie gefährdet Einlagen, Versicherungen, Aktienfonds oder Bausparverträge derzeit sind. (Schutzverein der Bankkunden: ra)

Lesen Sie auch:
Lehman Brothers-Zertifikat und Falschberatung
Finanzmarktstabilisierungsfond als Sondervermögen
Internationale Regeln für Finanzmärkte verschärfen
Finanzkrise: Anlegerschützer fordern Warnhinweise
Schadensersatz für Lehman Brothers-Zertifikate
Banken- und Finanzkrise: Dünne Luft für Manager
Finanzkrise und Bankenkrise
Strengere Regeln für internationalen Finanzmärkte
Bei der Hypo Real Estate rollen die Köpfe
Vertrauen in den Geldmarkt schaffen
Bankenpleiten hätten verhindert werden können
Enterprise Risk Management und Finanzkrise


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Markt-Nachrichten

  • Massiver Datenschutzverstoß

    Vierzehn Menschenrechts- und Digitalrechtsorganisationen - darunter auch die Deutsche Vereinigung für Datenschutz e.V. (DVD) - starteten, koordiniert von Liberties, die Kampagne #StopSpyingOnUs, indem sie gleichzeitig in neun EU-Ländern bei ihren nationalen Datenschutz-Aufsichtsbehörden Beschwerden gegen illegale Verfahren der verhaltensorientierten Werbung einreichen. Zu den Ländern, die an der Kampagne teilnehmen, gehören Deutschland, Belgien, Italien, Frankreich, Estland, Bulgarien, Ungarn, Slowenien und die Tschechische Republik. Dies ist die dritte Welle einer Kampagne, die 2018 begann. Die ersten Beschwerden wurden bei den britischen und irischen Datenschutzbehörden eingereicht.

  • Tausende Briefkastengesellschaften vorgehalten

    Seit drei Jahren ermittelt das Bundeskriminalamt im Auftrag der Staatsanwaltschaft München I wegen des Verdachts der Geldwäsche gegen insgesamt drei Beschuldigte. Ab 18.02.2019 erfolgte die gleichzeitige Beschlagnahme von vier Immobilien in Schwalbach am Taunus, Nürnberg, Regensburg und Mühldorf am Inn im Gesamtwert von rund 40 Millionen Euro. Daneben wurde ein Konto bei einer Bank in Lettland mit einem erwarteten Guthaben in Höhe von ca. 1,2 Millionen Euro beschlagnahmt, welches aus der Veräußerung einer weiteren Immobilie in Chemnitz herrührt. Zusätzlich wurde die vorläufige Sicherung von Kontoguthaben bei diversen Banken in Deutschland auf der Grundlage von Vermögensarresten in Höhe von ca. 6,7 Millionen Euro bei zwei beteiligten Immobiliengesellschaften in Deutschland veranlasst.

  • Korruption: Dunkelfeld weiterhin sehr groß

    Das Bundeskriminalamt (BKA) hat 2017 einen Rückgang der Korruptionsstraftaten registriert. Wie aus dem veröffentlichten Bundeslagebild Korruption hervorgeht, nahm die Zahl dieser Straftaten im Vergleich zum Vorjahr um 25 Prozent auf 4.894 ab. Damit wurde 2017 die niedrigste Anzahl von Korruptionsstraftaten seit fünf Jahren gemeldet. Das BKA führt diese Entwicklung unter anderem auf etablierte Compliance-Strukturen in Unternehmen und Behörden sowie auf die damit verbundene Sensibilisierung der Mitarbeiter zurück. Einen Grund zur Entwarnung liefern die Zahlen indes nicht: Nur ein Teil aller begangenen Korruptionsstraftaten wird polizeilich bekannt. Das Dunkelfeld wird weiterhin als sehr groß eingeschätzt.

  • Organisierte Kriminalität ist transnational

    "Die Organisierte Kriminalität hat viele Gesichter und Betätigungsfelder. Damit ist und bleibt das Bedrohungs- und Schadenspotential, das von Organisierter Kriminalität ausgeht, unverändert hoch", so BKA-Präsident Holger Münch bei der heutigen Pressekonferenz im BKA-Wiesbaden zur Vorstellung des Lagebildes Organisierte Kriminalität 2017. Die Gesamtzahl der Ermittlungsverfahren gegen Gruppierungen der Organisierten Kriminalität liegt auf unverändert hohem Niveau: 2017 wurden 572 OK-Verfahren registriert (2016: 563). Rund 1/3 der OK-Gruppierungen ist im Bereich der Rauschgiftkriminalität (36,2 Prozent) aktiv. Damit ist und bleibt Drogenhandel das Hauptbetätigungsfeld von OK-Gruppierungen, gefolgt von Eigentumskriminalität (16,4 Prozent). An dritter Stelle findet sich Wirtschaftskriminalität (11,0 Prozent). Der polizeilich erfasste Schaden lag 2017 bei rund 210 Millionen Euro (2016: rund 1 Mrd. Euro).

  • Finanzermittlungen der Ermittlungsbehörden

    Der FIU-Jahresbericht für das Jahr 2016 verzeichnet mit rund 40 Prozent die höchste Steigerungsrate an Geldwäscheverdachtsmeldungen innerhalb der letzten 15 Jahre. Insgesamt 40.690 (2015: 29.108) Verdachtsmeldungen nach dem Geldwäschegesetz wurden an die FIU übermittelt, der Großteil davon von den Kreditinstituten. Mit 38 Prozent (2015: 32 Prozent) sind die meisten Bezüge zum Deliktsbereich Betrug festgestellt worden. Darunter fallen zum Beispiel auch der Warenbetrug über das Internet und der CEO-Fraud. Durch die Erkenntnisse, die direkt aus den Verdachtsmeldungen gewonnen werden konnten und den anschließenden verfahrensunabhängigen Finanzermittlungen stellten die Ermittlungsbehörden insgesamt Vermögenswerte von rund 69, 8 Millionen Euro sicher. Das sind 10 Prozent mehr als im Vorjahr.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen